Die Markthalle in der Schönbachstraße, zwischen Güntzpark und Holzhäuser Straße, hat Achim Richter zwölf Jahre lang betrieben. Vor allem Lesungen und Theaterabende, unter anderem mit Jens-Paul Wollenberg und Volly Tanner, fanden hier statt. Zur „Bösen Weihnacht“ war der Laden gut gefüllt, ansonsten eher nicht so dolle. Und darum ist die Markthalle nun auch geschlossen.
Achim Richter hegt keinen Groll deswegen, er hat lange durchgehalten und ist heute im benachbarten Canapee anzutreffen, dort bietet er wochentags preiswerten Mittagstisch an, dort – zumindest drinnen – herrschen Rauch- und Handyverbot sowie eine familiäre Atmosphäre. Ruft ein fröhliches „Mahlzeit!“, wenn Ihr den Raum betretet, Tee kommt dann einfach so auf den Tisch (wie bei Aladin am Burgplatz), Kaffee und Wasser kosten nicht die Welt, zusammen 1,90 Euro, das Tagesgericht 5,20 Euro und das Dessert 1,60 Euro.
Sollte es Euch in der Woche mittags in die Gegend verschlagen – das Völkerschlachtdenkmal und die Alte Messe sind nicht weit -, dann besucht das Canapee und anschließend den benachbarten Güntzpark (siehe unseren in Kürze erscheinenden Beitrag „Ein Park mit Vergangenheit“). Außerdem lohnt ein Blick auf www.stoetteritz.de; in der Rubrik „Es war einmal“ wird die kulturelle Vergangenheit der Markthalle lebendig.
Das Stadtmagazin BLITZ! Leipzig berichtete im April 2002: „Auf dem Gelände der ehemaligen Irren-Heil- und Pflege-Anstalt Thonberg (wir sehen’s heute irgendwie als Stötteritz an) hat sich was getan. Die Stadtteilgenossenschaft mit dem Zeichen der Margerite hat dort gewirbelt, eröffnet und Großes vor. Die Markthalle an der Ecke Holzhäuser und Schönbachstraße, am 13. und 14. April eröffnet, soll von nun an jeden Mittwoch und Sonnabend ein kleines Markttreiben erleben. Zwölf Jugendliche haben das vormals als Schlosserei genutzte Gebäude zu diesem Zweck umgestaltet.
Ganz früher einmal, zu Zeiten der erwähnten Anstalt, die 1836 gegründet wurde, befand sich hier der ‚Aufenthaltsraum für ruhige Herren‘. Und Achim Richter, der Vorstandsvorsitzende der Stötteritzer Genossenschaft, kann auf noch weitere Kuriositäten verweisen, den Speiseraum und den Billardsaal der bessergestellten Irren. Beeindruckende Etablissements, hinter deren äußeren baulichen Hüllen man nichts von Belang vermuten würde. Die Margeriten-Leute wollen’s wieder herrichten. Und haben vor, ein richtig hübsches Stadtteilzentrum zu etablieren. Teile davon bestehen ja schon, die Markthalle, das Café Canapee, ein Computer- und verschiedene andere Kabinette.“
Zwölf Jahre später gibt es immerhin noch das Canapee – in Erinnerung an die Pläne der Genossenschaft Stötteritzer Margerite.