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Das Dorf Sellerhausen

Das Dorf Sellerhausen

Dörfliche Überbleibsel in Leipziger Stadtteilen ziehen unsere Aufmerksamkeit auf sich, zum Beispiel in Probstheida die Russenstraße, in Gohlis das Schillerhäuschen oder in Sellerhausen der alte Ortskern. Letzteren hatten wir noch nie mit eigenen Augen gesehen. Nun liegt aber das Buch „Rund um die Emmauskirche“ seit einiger Zeit auf unserem Tisch, lokale Geschichte mit fotografischen Gestern-Heute-Gegenüberstellungen.

Für uns war das der Fingerzeig, endlich mal das „Alte Dorf“ Sellerhausen aufzusuchen. Es liegt ganz nah an der Wurzner Straße, man biegt in die Straße Am Kleingartenpark ein und ist schon da. Erstaunlich, wieviel Platz hier unmittelbar hinter der ersten Zeile der Hauptstraßenbebauung herrscht. Hohe Bäume ragen über ländlich wirkende Häuser, dazwischen stehen ein Riesenmietshaus aus der Gründerzeit und nach der Wende Entstandenes von Emmaus, konkret Kindergarten und Altenheim. Sogar Ferienwohnungen gibt es hier (www.fewo-handke.de)!

Das Viadukt ist nah, „Wanderwege“ verbinden das alte Sellerhausen mit Anger-Crottendorf und Stünz. Geradeaus an der Schule vorbei geht es zum S-Bahn-Haltepunkt Sellerhausen, zum Sellerhausener Treff und dem Hotel Adler. „Rund um die Emmauskirche“ wurde vom Förderverein Denkmal Emmauskirche e.V. herausgegeben, unterstützt vom Bürgerverein Sellerhausen-Stünz e.V.. Der Titel erschien im Eigenverlag in einer Auflage von 500 Exemplaren und enthält unzählige bemerkenswerte Bilder und Geschichten aus Sellerhausen und Stünz.

Kennt Ihr zum Beispiel Neusellerhausen, 1812 entstanden und 1892 von Leipzig eingemeindet? Das Buch zeigt Bilder des einstigen Gasthofs dieser Landgemeinde, 1930 sogar mit Riquet-Werbung am Hausgiebel dahinter. Auch das Kino der Jugend ist Thema, der Mikrosa-Turm vom Torgauer Platz oder der Friedhof in der Riesaer Straße, außerdem der Ratskeller Stünz sowie Gasthäuser, Villen, Windmühlen, Schulen und Bauernhöfe. Am besten, Ihr packt den handlichen Band in die Tasche und geht spazieren!

www.foerderverein-emmauskirche.de

Nachtrag: Interessante Ergänzungen schickte uns Tom über Facebook: „Ich habe mir das Areal mal von oben betrachtet – was da noch an Brachfläche zu sehen ist um den neuen Kindergarten, war bis weit in die siebziger Jahre tatsächlich eine eigene, wie vergessene Welt. Die Gebäude waren eher als Katen denn als Häuser zu bezeichnen. Ein Dorf aus dem vergangenen Jahrhundert mitten in der großen Stadt … Ich bin Anfang der Siebziger als Teenie mal dort gestrandet (mit dem Rad durch die Gartenanlagen vom damaligen Neubauviertel Anger-Crottendorf kommend), mir stand in der Tat der Mund offen. Unvergessen bis heute.“ +++ „Bitte keine dorf-romantischen Vorstellungen machen! Es war einfach erschütternd – die ‚Häuser‘ im Endstadium, das Umfeld mittelalterlich. Die bunteste ‚Farbe‘ war grau. Und am schlimmsten (für mich, der aus der Neubauwelt kam), dieser Flecken war bewohnt! Little Bronx in LE. Furchtbar. Ich dürfte damals circa 13 gewesen sein und bin sofort umgkehrt. Dass die Wurzner (damalig Erich-Ferl-Straße) nur drei Pedaltritte entfernt war, war mir gar nicht bewusst.“