Im vorigen Jahr hatten wir über eine Freundin die Möglichkeit bekommen, uns das sogenannte Wagner-Nietzsche-Haus von innen anzuschauen, inklusive einer engagierten Führung. Diese nahm der Steinmetz und Bildhauer Dirk Brüggemann vor – ausführlich, anschaulich und verständlich. Seitdem fahren wir an dem uns bis dahin lediglich als ehemaliges Kinderheim bekannten Gebäude an der Kreuzung von Karl-Heine-Straße und Erich-Zeigner-Allee ganz anders vorbei.
Nun drückte uns besagte Freundin die „Leipziger Beiträge zur Wagner-Forschung 3“ (veröffentlicht 2011 im Sax Verlag) in die Hände, und wir lasen nach, was Dirk Brüggemann und Matthias Otto (er war damals ebenfalls dabei) über „Das Wagner-Nietzsche-Haus in der Karl-Heine-Straße 24b in Leipzig-Plagwitz“ zu berichten haben. Unter anderem, dass der Architekt Theodor Paul Klotzsch im Juli 1903 „Pläne zum Neubauprojekt der Villa Karl-Heine-Straße 24b … beim städtischen Bauamt“ einreichte und im Oktober 1904 die Schlussabnahme des Hauses erfolgte.
Das eigentlich Erstaunliche hier ist aber der Bezug zu Richard Wagner (geboren in Leipzig, am Brühl, dort wo die Blechbüchse gerade wieder zur Blechbüchse wird) und Friedrich Nietzsche (geboren in Röcken, unweit von Leipzig, kurz hinter Lützen) bzw. zu deren Werken „Der Ring des Nibelungen“ und „Also sprach Zarathustra“. Dirk Brüggemann entdeckte diesen Bezug im inneren und äußeren Bauschmuck des Hauses.
Er und Matthias Otto schreiben u.a.: „Einen möglichen Zugang zum Sinngehalt der künstlerischen Ausstattung der Villa Karl-Heine-Straße vermitteln die Balkenkopfporträts am Giebel der Westfassade. Dargestellt sind hier unter anderen … Friedrich Nietzsche und der Komponist Richard Wagner.“ Sowie, dass der Kopf über der Haustür „nicht nur Zarathustra, sondern auch Wotan“ darstellen könnte.
Wir wollen die Autoren nicht über Gebühr zitieren – wer mehr wissen will, besorgt sich das Buch. Alle anderen gucken einfach genauer hin, wenn sie das nächste Mal am Wagner-Nietzsche-Haus vorbeifahren oder -laufen.