„Glaubens-Freiheit für die Welt / Rettete bei Breitenfeld / Gustav Adolf Christ und Held“, steht auf einem Gedenkstein im kleinen nördlichen Ortsteil von Leipzig. Von Lindenthal kommend, fahrt Ihr geradeaus in das Dörfchen hinein und dann an der ehemaligen GFQ-Akademie abrupt nach rechts, anschließend immer geradeaus, bis die Straße in einen Feldweg übergeht. An der Stelle müsst Ihr das Auto stehen lassen, mit dem Fahrrad könnt Ihr weiterfahren.
In Breitenfeld kennt den Christ-und-Helden-Spruch übrigens jedes Schulkind – wir haben ein ehemaliges im Freundeskreis! Am 7. September 1631 – nach heutigem Kalender war’s der 17. September, die Schweden übernahmen den Gregorianischen Kalender erst 1752 – schlug das Heer des evangelischen Christen Gustav II. Adolf, König von Schweden, das des katholischen deutschen Kaisers unter Johann t’Serclaes Graf von Tilly. 1831 wurde der Gedenkstein aufgestellt.
Am 23. Oktober (bzw. am 2. November) 1642 gab es eine zweite Schlacht – es war die Zeit des Dreißigjährigen Kriegs. Wieder siegten die Schweden gegen die Kaiserlichen. Diesmal aber waren die Sachsen, die elf Jahre zuvor mit Gustav Adolf gekämpft hatten, auf der Seite des Kaisers. Nichtsdestotrotz gibt es in Leipzig eine Gustav-Adolf-Straße, eine Gustav-Adolf-Brücke und das Gustav-Adolf-Werk, ansässig in der Pistorisstraße 6. Gegründet wurde es 1832, 200 Jahre nach der Schlacht bei Lützen, die die Schweden abermals gewonnen hatten, bei der ihr König aber ums Leben gekommen war.
„Anlässlich der Gedenkfeiern zum 200. Todestag des Schwedenkönigs Gustav II. Adolf ruft der Leipziger Superintendent Prof. D. Christian Großmann dazu auf, die Protestanten in der Diaspora zu unterstützen. Gegründet werden soll‚ … eine Anstalt zu brüderlicher Unterstützung bedrängter Glaubensgenossen und zur Erleichterung der Not, in welche durch die Erschütterung der Zeit und durch andere Umstände protestantische Gemeinden in und außer Deutschlands mit ihrem kirchlichen Zustand geraten, wie dies nicht selten bei neu entstehenden Gemeinden zu sein pflegt’“, heißt es auf www.gustav-adolf-werk.de.
Zitieren wir ungebremst weiter. Auf www.krostitz.de geht es um das Wappen der aus Breitenfelder Sicht recht nahen (Bierbrauer-)Gemeinde: „Der Männerkopf mit Helm soll an den Schwedenkönig Gustav Adolf, der nach der Historie 1631 in Krostitz Halt machte, erinnern. Er hat sich schon damals das Krostitzer Bier munden lassen.“
Und weiter zum Thema Bier: „Eine Legende von 1631 besagt, dass der auf der Heeresstrasse durch Groß-Crostewitz ziehende Schwedenkönig Gustav Adolf durstig war, und von einem Bauern des Ortes einen Krug selbst gebrauten Bieres überreicht bekam. Das Bier soll dem Schwedenkönig so geschmeckt haben, so dass er den Krug leerte, das Bier lobte und dem Bauern einen Goldreif übergab und weiter zog. Der Bauer fühlte sich geehrt und gab seinem Brunnen, aus dem das Wasser für das Bier genommen wurde, den Namen ‚Schwedenquell‘. Dieser Name ist später von der Brauerei übernommen worden.“
Im Wappen von Breitenfeld sieht man – wenn wir einmal dabei sind – den Gedenkstein, ein Schwert und eine Streitaxt. Und in der Breitenfelder Straße, gleich hinter der Eisenbahnbrücke, steht das Leipziger Käsehaus. Warum wir das hier erwähnen? Weil Ihr jetzt bestimmt Bierdurst bekommen habt und etwas Schönes zum Bier essen wollen könntet (oder Wein für Eure Frauen holen). Und weil es sich um die Breitenfelder Straße handelt.
Zuguterletzt ein Geheimtipp: Der Bürgerverein Breitenfeld feiert ab und zu Backofenfeste! Der Backofen steht links am oben beschriebenen Weg zum Denkmal und zwar hinterm Park.
Nachtrag im August 2020: Auf einem aktuellen Bierdeckel der Krostitzer Brauerei wird unter der Jahreszahl 1925 verraten: „Das moderne Reklamewesen wird nun auch aktiv zur Bierwerbung genutzt und die Bildmarke mit dem ‚Schwedenkopf‘ am 8. Mai 1925 beim Reichspatentamt (…) angemeldet. Der Name Ur-Krostitzer war geboren!“
Nachtrag im April 2024: Wo sonst als in Grünau könnte man einen grünen Schwedenkopf finden? Und wo genau? In der Alten Salzstraße an der Fassade der Kleinen Kneipe.