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Hausgeschichten aus Böhlitz-Ehrenberg

Hausgeschichten aus Böhlitz-Ehrenberg

Wer aufmerksam durch Böhlitz-Ehrenberg läuft, hat die Haustafeln schon gesehen. Sie sind an Gebäuden mit Geschichte angebracht und erläutern deren Vergangenheit, garniert mit mindestens einer historischen Abbildung. 44 solcher Haustafeln gibt es zur Zeit und seit kurzem ein Buch, das alle Tafeln, alle Gebäude und alle Geschichten zusammenfasst, das HausTafelwerk. Erschienen ist es im Achtner Media Verlag in Kooperation mit dem Förderverein Ortsgeschichte Böhlitz-Ehrenberg.

Natürlich kennen wir als Nachbarn aus Burghausen diese Tafeln und haben auch einige der beschilderten Häuser auf unserer Seite, zum Beispiel die Eis-Fabrik in Mädlers einstiger Außenstelle (siehe unseren Beitrag „Eis essen in Mädlers Fabrik“, Juli 2022). Aber wir kennen nicht alle und erst recht nicht sämtliche Hintergründe! Neu waren uns unter anderem die Schiemichen-Häuser in der Auenstraße und am Forstgut. Der Architekt Curt Schiemichen war für den Erweiterungsbau des Bugra-Messehauses verantwortlich und leitete auch den Umbau des Volkshauses und der Messehalle 17.

Ebenfalls in der Auenstraße befndet sich die italienisch anmutende Villa Schlobach und der Torbogen des alten Johannishospitals. Das Hospital wurde 1928 abgerissen, um dem Grassimuseum Platz zu machen. Walter Schlobach kaufte der Stadt Leipzig den Bogen sowie eine kleinere Pforte ab. Ganz nah an beiden hängt die Tafel des ehemaligen Aussichtsturmes Bellevue (Achitekt: Constantin Lipsius) und steht das alte Ehrenberger Forsthaus. Vorbei an Spukbrücke und Alter Luppe laufen wir nun zum Waldmeister, das uns als Möbelhaus ein Begriff gewesen ist, vormals allerdings als Ausflugsetablissement die Leute angezogen hat.

Gegenüber des großen Konzert- und Ballhauses mit Vergnügungspark lud das Restaurant zum kleinen Waldmeister bzw. die Gaststätte Zum Nordpol zu Gericht und Getränk. Gericht hat hier gleichzeitig juristische Bedeutung, als der Nordpol nämlich noch die Böhlitzer Erbschenke war (erstmals 1625 erwähnt), wurde im Gasthaus Recht gesprochen – und zwar von den Bürgern! Das klingt sehr fortschrittlich.

Wir wechseln in den Ortsteil Gundorf (Endstelle der Straßenbahnlinie 7) und staunen über das Institut. Im heutigen Kindergarten wurde zu DDR-Zeiten gelehrt und geforscht, es ging um „landwirtschaftliche Betriebs- und Arbeitsökonomik“, der Schlosskrug nebenan diente als Sozialgebäude. Nun sind wir schon an der uralten Gundorfer Kirche (12. Jh.) und kurz darauf am Marienhof, einem schmucken Wohnhaus für Beschäftigte des Ritterguts, benannt nach der Frau des Eigentümers Alfred Ackermann. Eine Ecke weiter sieht es dann so richtig schön dörflich aus mit Schmiede, Guter Quelle und Schloss.

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