Die Partyreihe Slawische Nacht (polnisch: Noc Slowianska) gibt es seit November 2008. Am 8. Februar wird sie zum zwölften Mal gefeiert (in den Four Rooms im Täubchenweg). Zu den Veranstaltern gehören Henrietta Meyer und Bartlomiej Kiszka, zu den Stammgästen der russische Chor Slavia, die ukrainische Tanzgruppe Mileta und die Kapela Polska, aber auch das Leipziger Feuerwehr-Orchester und die Band Torpedo Dnipropetrwosk.
Eigenen Angaben zufolge geht letztere „ab wie Rakete!“ und macht neugierig mit folgender Aussage: „Wenn ihr mal wissen wollt wie eine Quentin Tarantino Filmmusik gepaart mit Punk-Rock klingt, dann kommt einfach mal vorbei oder ladet uns ein.“ Auch wenn Ihr wissen wollt, wie eine deutsch-polnisch-russisch-tschechisch-ukrainische Familienfeier vonstatten geht – fröhlich, laut und ein bisschen durcheinander.
„Slawisches Kulturchaos“, nennt der aus Krakau stammende Bartlomiej (Bartek) das und staunt jedes Mal selbst, wer da alles auftaucht. Im November zum Beispiel schnappte sich ein Gast spontan das Mikrofon, begann zu singen und wollte nicht wieder aufhören. „2012 sind so viele Leute zu uns gestoßen, die hier wohnen und genial Musik machen“, freuen sich Henrietta und Bartlomiej und rechnen „mit weiteren Spontanitäten“.
Vorsorglich angekündigt für den 8. Februar haben sich unter anderem die russische Folk-Rock-Formation Objereg (was in etwa Talisman bedeutet) sowie ein in Leipzig studierender Pianist, der nebenbei in drei Bands Gitarre (!) spielt. „Viele Sachen kommen zustande aus gegenseitiger Begeisterung“, weiß Bartlomiej, der ebenfalls Künstler ist und die Übersetzerin Henrietta während seines Fotografie-Studiums in Leipzigs polnischer Partnerstadt (Krakau, genau!) kennenlernte.
„Für Bartlomiej sind die Slawischen Nächte auch Therapie gegen gelegentlich aufkommendes Heimweh. Außerdem, so sagt er, seien sie zu einer Plattform geworden. Musiker besuchten ihn und seine Frau und stellten im Wohnzimmer ihr Repertoire vor, mit dem Ziel, zur nächsten Nacht geladen zu werden. Die Veranstaltung des Klub Polski baut Vorurteile ab – zwischen Slawen und Deutschen, innerslawische und solche zwischen den Generationen. Wo sonst treffen beispielsweise Rapper auf Blasmusiker oder sitzen Großeltern bei der Disko? Dem Live-Programm der Slawischen Nächte nämlich schließt sich ein Diskoteil an, bei dem bis in den Morgen hinein Klezmer, Ska und heutige Versionen traditioneller Lieder aufgelegt werden. DJ Rolnik tanzt dazu in Stiefeln!“
(Zitat aus BLITZ! Leipzig 01/2012)
Für Auswärtige: Das Kurfürstentum Sachsen und das Königreich Polen bildeten zur Zeit August des Starken und seines Sohnes für einige Jahrzehnte eine Einheit. Außerdem gründete der polnische Adlige Józef Aleksander Jablonowski 1769 in seinem Wohnort Leipzig die bis heute bestehende Societas Jablonoviana („eine wissenschaftliche Gesellschaft an der Universität Leipzig“) und kam der polnische Nationalheld Poniatowski bei der Völkerschlacht 1813 in unserer Stadt ums Leben (Sachsen und Polen kämpften auf der Seite Napoleons). Am Poniatowskiplan an der Elsterstraße erinnert ein Denkmal an ihn. Was gibt es noch? Das Hôtel de Pologne in der Hainstraße 16/18*, das Polnische Institut am Markt 10, die Krakauer Straße in Grünau …
* „Das Hotel de Pologne … gehörte zu den ‚feinsten Adressen‘ in der messestädtischen City … im Jahre 1500 hatte sich an gleicher Stelle die Herberge Zum Drucker Melchior Lotter etabliert … Aus der … entstand im 17. Jahrhundert der Gasthof zum Birnbaum, in dem 1706 der polnische König Stanislaus Leszynski wohnte. Daher auch der Name Hotel de Pologne (seit 1828) …“ (aus „Alt-Leipziger Gaststätten auf Postkarten“, 1989)
www.slawische-nacht.de +++ www.uni-leipzig.de/jablonoviana +++ www.fourooms.net