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Satt und zufrieden, Teil 1

Satt und zufrieden 1

In Leipzig können wir von Glück reden, wie viele Ausgeh- und Einkehrmöglichkeiten wir haben, so viele, dass wir ständig andere zum ersten Mal besuchen. Überall in der Stadt warten Lokale darauf, entdeckt zu werden. So gaben wir in den letzten Tagen und Wochen unsere Debüts im Shams, der Schnittstelle 1845, im Walradushof und der Pizzeria Andria.

Das dekorativ zugewachsene Shams besuchen wir zur Mittagszeit, so dass wir von den 9,90-Euro-Angeboten Gebrauch machen können. Abenteuerlustig entscheiden wir uns für Murg Sabsi und Tschalau ba Goschti Gosfand bzw. die 321 und die 209, afghanisch-indische Küche. In Ermangelung besseren Wissens fühlen wir uns wie in einem behaglichen Basislager für Himalaya-Bergsteiger. Schade, dass das seit 15 Jahren an der Kreuzung von Kurt-Eisner- und Arthur-Hoffmann-Straße ansässige Spezialitätenrestaurant neue Räume suchen muss. Denn wenn wir es richtig in Erinnerung behalten haben, wird das Haus demnächst saniert …

Von der Schnittstelle 1845 hatten wir in der LVZ gelesen, ein Kellner war da groß und sympathieerweckend porträtiert worden. Also fahren wir in die Naunhofer Straße und von der in den Paulinerweg. Vorn, fast schon an der Prager Straße, geht es links zu den Spiel- und Übungsplätzen des Allgemeinen Turnvereins von 1845. An denen wiederum steht ein schönes Fachwerkhaus mit einem ebenso schönen Freisitz, von dem aus wir die Trainierenden beobachten und sogar das Völkerschlachtdenkmal sehen können. Serviert werden u.a. Oma Friedels, Opa Werners und Opa Steffens Lieblingsspeisen – von sympathieerweckenden Kellnerinnen und Kellnern. Der Andrang ist enorm, Ihr solltet Euer Kommen darum sicherheitshalber telefonisch anmelden.

Den Walradushof* im Grenzgebiet von Knauthain und Knautkleeberg hätten wir ohne einen Hinweis von Andreas nie entdeckt, obwohl wir sogar schon im nahen See-Hasen** zu Gast gewesen sind. Aber wer vermutet denn in der Emil-Teich-Straße gleich das nächste Ziel? Eine ehemalige Baumschule, die pittoresk geschmückt einen richtigen Anziehungspunkt darstellt – romantisch, nostalgisch, fantasievoll und das innen wie außen. Niedliche Tiere sind hier zu sehen, vergessene Lastkraftwagen und sogar Kutschen, landwirtschaftliches Gerät sowie die Tische, Stühle und Bilder der Großeltern. Wir bestellen Kaffee und Torte und sind hin und weg …

Die Pizzeria Andria in der Nikolaistraße wiederum wurde uns von Susi und Norbi empfohlen. Wir kannten die überraschend geräumige Gaststätte bisher nur vom Vorbeilaufen, nun aber wagen wir einen Italien-Urlaub in der Innenstadt. Crodino, Espresso und Pizza an den Tisch bringt der für seinen Beruf bestens geeignete Kellner Mario, der nicht nur als König der angenehmen Plauderei angesehen werden darf, sondern auch noch an den jungen Manfred Krug*** erinnert und trotz seines typisch italienischen Vornamens griechische Wurzeln hat. Überall Überraschungen …

* in der Broschüre „Leipzig-Südwest – Aus der Geschichte eines Stadtbezirkes“ (1990) wird ein Walradus de Hayn erwähnt
** siehe unseren Beitrag „Ab in die Gartenkneipen X“ (August 2015)
*** wie im in Leipzig gedrehten Film „Auf der Sonnenseite“ von 1961

Nachtrag im April 2023: Das Shams richtet sich in der Grünewaldstraße neu ein, an der „Runden Ecke“ zur Windmühlenstraße