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Seid Ihr bereit für einen seltsamen Ort?

Seltsamer Ort

Zum Herbstrundgang in der Spinnerei am 2. und 3. September 2023 laden Heidi Baudrich und Inka Perl an einen seltsamen Ort. Der befindet sich im ersten Obergeschoss der Halle 20 und wirft sofort Fragen auf: „Ein seltsamer Ort, was könnte das sein? Ein Platz außerhalb des schnelllebigen digitalen, von Effektivität und Selbstoptimierung geprägten Zeitalters? Ein Raum für Kontemplation, Besinnung, Insichkehren – ohne religiös werden zu müssen? Ein Kunstort? Denn Kunst ist doch seltsam, oder? Ein Museum gar? Ein Kabinett, eine Sammlung oder Wunderkammer?“

Wie dem auch sei, auf jeden Fall haben Heidi Baudrichs „Kosmos 103“ und Inka Perls „Sehnsuchtsmuseum“ zusammengefunden. Gemeinsam leisten sie ab sofort „ihren Beitrag gegen die Entzauberung der Welt“ und schaffen „eine Insel der Hoffnung“, Heidi Baudrich beobachtet dabei „zerstörerische Kräfte“ und Inka Perl setzt im alltäglichen Kampf um das Glück auf das „menschliche Gefühl“. Die beiden in Leipzig geborenen und an der HGB diplomierten Künstlerinnen hatten sich im Juni bei einer Gruppenausstellung in der Alten Handelsschule (Gießerstraße) getroffen und dann die Idee vom seltsamen Ort entwickelt.

„Unsere jeweiligen Werke … beäugen wir schon seit Jahren recht interessiert, nun waren wir überrascht, wieviele Überschneidungen es gibt“, verrät Inka Perl, deren Sehnsuchtsmuseum wir vor Jahren bereits besucht haben (siehe unseren Beitrag „Das Sehnsuchtsmusem“, Dezember 2016).

Den „Kosmos 103“ kennen wir noch nicht, weswegen wir auf ein Zitat des in Leipzig lebenden Kulturwissenschaftlers Leon Doorlag zurückgreifen: „Die Menschheit steht vor gewaltigen Aufgaben. Finden wir möglicherweise in der Kunst Ansätze zur Lösung unserer Probleme? Heidi Baudrichs Kosmos 103 ist eine Wunderkammer der Ideen- und Materialforschung, aber auch ein sakraler Raum der Regeneration und Heilung für eine Welt, die aus den Fugen geraten ist.“

Ein Objekt in diesem sakralen Raum ist der Bereitmesser, „ein außergewöhnliches Werkzeug …, um zu messen, ob man für bestimmte Aufgaben im Leben schon bereit ist“. Drei Versionen existieren, weiterhin u.a. auch der Verdeutlicher und der Transformationsbeschleuniger. Gegen den Erwerb einer Wertmarke, so formulieren es Baudrich & Perl, kann der seltsame Ort am 2. September von 11 bis 19 Uhr sowie am 3. September von 11 bis 16 Uhr besichtigt werden. Die Wertmarke gibt es direkt vor Ort in der Halle 20, 1. OG, sie kostet 3 Euro. Der Titel der ersten gemeinsamen Ausstellung lautet „Perlenbildung“.

Und noch etwas: Im seltsamen Ort, so Inka Perl, sei nur ein kleiner Teil der Sammlung ihres Sehnsuchtsmuseums zu sehen. „Erstmalig öffne ich zum Tag des offenen Ateliers am 24. September von 14 bis 19 Uhr die sonst nichtöffentliche Atelierwohnung in Connewitz.“ Dort sieht man dann alles. Nähere Informationen finden Interessierte auf www.sehnsuchtsmuseum.de. Doch jetzt geht es erstmal in die Spinnerei!

Unser Titelbild zeigt eine Objektreihe von Heidi Baudrich

Nachtrag am 05.09.2023: „Ja, das Wochenende war turbulent und durchaus erfolgreich“, teilte Inka Perl am Tag danach mit. Das freut uns.