Nachdem wir hier vor wenigen Tagen Maulwürfe, Igel und einen Wal präsentiert haben, setzen wir die Kleinserie „Tiere in der Stadt“ mit einem nach Benzin riechenden Federvieh fort, dem Minol-Pirol, außerdem mit dem aus Leipzig stammenden Schweinevogel sowie mit Robben, Pinguinen und farbigen Kühen.
Dass eine Tankstelle als Sehenswürdigkeit gilt, kommt sicherlich nicht oft vor. Über „Die letzte Minol-Tankstelle in Deutschland“ – zu finden am Beginn der Lützner Straße in Leipzig – existiert sogar ein YouTube-Video, witzigerweise ins Netz gestellt von Honecker Erich. Ein Kommentar darunter erklärt: „Die Tankstelle wird von der Mineralölgesellschaft Total betrieben. Das hat den einfachen Grund, dass die Marke Minol sonst verfallen und andersweitig verwendet werden könnte, so sichert sich Total die Markenrechte.“ Gehört haben wir davon.
Wikipedia weiß über Minol Bestätigendes: „Um sie (die Markenrechte – Geheimtipp Leipzig) nicht verfallen zu lassen, eröffnete Total in den Jahren 2003 und 2004 drei Minol-Tankstellen in Berlin, Chemnitz und Leipzig medienwirksam wieder im violetten Design. Aus wirtschaftlichen Gründen wurden die Stationen in Berlin und Chemnitz jedoch schon bald darauf geschlossen. Heute existieren noch bzw. wieder vier Minol-Tankstellen: In Leipzig-Altlindenau, seit Mai 2013 in Zeitz, seit Juni 2013 in Heidenau und seit Januar 2014 in Wesenberg.“
Wir sind an dieser Stelle eher am zugehörigen Vogel als am Kraftstoff interessiert. „Stets dienstbereit zu Ihrem Wohl ist immer der Minol-Pirol“, soll selbiger in historischen Werbesendungen gezwitschert haben. Dazu war er gekleidet wie ein Tankwart. In der Lützner Straße könnt Ihr mindestens zwei (ziemlich moderne) Minol-Pirole fotografisch festhalten. (Am 27. Dezember 2018 gelang es uns dort sogar, eine Nachwende-Plastefigur zu kaufen! Die LVZ hatte an diesem Tag über die Tankstellen der Marke Minol berichtet. Im Januar 2019 bekamen wir dann das obenstehende Foto eines Original-Pirols. Herzlichen Dank an Tobias!)
Es geht uns weiter um Tiere: Die Leipziger Kreatur Schweinevogel* zum Beispiel ist um die 25 Jahre alt und unter anderem auf den Seiten der Leipziger Internetzeitung aktiv, Schweinevogels Schöpfer heißt Schwarwel. Wir sahen das hier abgebildete Exemplar gemeinsam mit dem Baubiber der Leipziger Verkehrsbetriebe auf einer Pausenunterkunft für Werktätige in der Saalfelder Straße.
Die gelbe Kuh in der Riebeckstraße (Ecke Stötteritzer Straße) dürfte trotz leichter Ähnlichkeit nichts mit ihren überwiegend blauen Artgenossinnen** zu tun haben, vielmehr ein Auftragswerk für ein nicht mehr existentes Ladengeschäft für verschiedene Sorten Fleisch gewesen sein. Immerhin flattert ihr ein Hahn über die Schulter und nebenan, inzwischen unterm Gestrüpp, verbirgt sich unserer Erinnerung nach ein Schwein. Eine – für uns – neue blaue Kuh schaut in der Nähe des Plagwitzer Bahnhofs von der Wand, am Fuß- und Radweg zwischen Naumburger und Gießerstraße
Robben und Bären hingegen stehen sich vor dem Institut für Biologie II in der Talstraße (Ecke Brüderstraße) gegenüber. Der Kopf eines weiteren Bären befindet sich im Kreise mehrerer Tierhäupter am Gebäude Karl-Liebknecht-Straße 143, der ehemaligen Bezirksleitung der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED). Bei Zokki in der Hermann-Liebmann-Straße können wir gar nicht sagen, um welche Art Tier es sich hier handelt. Vielleicht um eine Maus? Wahrscheinlich ebenfalls eine Maus (oder ein Maus-Pokemon) linst an der Ecke von Lützner und Endersstraße aus dem geschlossenen Fenster.
Am Jugendfreizeittreff Arena im Grünauer Wohnkomplex VII (Adresse: Miltitzer Weg) freuten wir uns über Frosch, Fuchs und ein von Städtern schwer zu identifizierendes, wenngleich niedliches Nagetier – keine Maus. Ein weiterer Frosch bewacht im Ortsteil Burghausen eine Einfahrt. Zwei Echsen (oder sind das Lurche oder Molche?) klettern über einem Hauseingang in der Kurt-Eisner-Straße auf Wappenschilder. Ja, und den Pinguin an der gleichnamigen Eisbar in der Katharinenstraße kennt jeder.
* www.schweinevogel.de
** siehe unsere Beiträge „Die blaue Kuh“ (Februar 2013) sowie „Eine Herde Kühe“ (August 2013)
Nachtrag im November 2021: Die Leipziger Volkszeitung vom 20.11.2021 berichtet, dass die Minol-Tankstelle in der Lützner Straße seit 18.11.2021 dicht ist. „Nach Informationen der LVZ soll die in die Jahre gekommene Zapfstelle grundlegend umgebaut und unter neuer Flagge weiterbetrieben werden.“ Minol gebe es nun nur noch in Heidenau, Zeitz und Wesenberg (Mecklenburg-Vorpommern).
siehe auch unseren Beitrag „Sommerfest im Tankstellenmuseum“ (August 2019)