Leute

Marla Glen im Anker

Marla Glen im Anker

Für den 30. November hatte uns unser Freund Tilo überredet, mit ihm zum Marla-Glen-Konzert in den Anker zu gehen. Marla Glen – der Name sagte uns was, ein zugehöriges Lied allerdings hätten wir weder nennen noch pfeifen können. Wir holten Tilo in der Elsterstraße ab, fuhren gemeinsam zum Poetenweg und liefen dann durch die Schlippe rüber in die Menckestraße, um in der Gosenschenke u.a. erst einmal einen Leipziger Spatz (von Alt-Wirt Cajeris Originalspeisekarte!) zu essen und drei Milchkaffee zu trinken.

Anschließend ging’s ab in den Anker, der sich zu unserem Erstaunen mit Menschen füllte und füllte, bis es aussah, als wäre der Saal ausverkauft (war er wahrscheinlich). Wir wurden dadurch noch neugieriger – und schließlich ging’s los. Marla Glen im schwarzen Herrenanzug und mit ihr zehn Leute auf der Bühne, im Begleitchor u.a. Jimi Renfro, der so, wie er frisiert war, im „König der Löwen“ hätte mitspielen können. In der Hauptrolle.

Marla Glen, von der unser Freund Thomas (R.; es gibt auch Thomas S., der wie Elsterglanz reden kann, weil er aus der Nähe von Eisleben stammt) meint, sie hätte eine Zeitlang in Halle gewohnt, erzählte zwischen ihren furiosen Soul-Funk-Blues-Rock-Jazz-Liedern, dass sie betrunken sei. Beim Singen hätte man ihr das nicht unterstellt, das war perfetto, fantastico, sehr überzeugend. Eine Entertainerin mit (ziemlich) einmaliger Stimme, verrückter Mimik und jeder Menge Kontakt zum Publikum.

Wir wissen jetzt, warum es so voll war! Das nächste Mal muss uns Tilo (mit dem wir auch schon Zucchero in der Arena erlebt hatten) nicht überreden. Da sind wir von alleine dabei.

Über den Anker erfahren wir in „Alt-Leipziger Gaststätten auf Postkarten“ (1989) Folgendes: „Das Konzert- und Ballhaus Goldener Anker befand sich im Leipziger Norden, in Möckern, in der Knopstraße 1. Die Gastwirtschaft und das Konzert- und Ballhaus lagen dicht beieinander. Außerdem war ein schönes Gartenlokal vorhanden. Die ehemalige, auch in der Geschichte der Leipziger Arbeiterbewegung eine Rolle spielende Gastwirtschaft dient heute als Jugendklubhaus.“

www.marlaglen.net, www.anker-leipzig.de