In Erwartung des angekündigten Wintereinbruchs spazierten wir durch Grünau, einfach so, teilweise kam sogar die Sonne durch. Wir liefen durch Teile des Wohnkomplexes 7 und sahen, dass die Kaufhalle zwischen Plovdiver und Uranusstraße verschwunden ist, entdeckten im WK 4 zwischen Autoland und PEP einen kleinen Fockeberg (zumindest uns war er neu) und waren außerdem im erst nach der Wende aus Einfamilien- und Reihenhäusern gebauten WK 6, der ehemaligen „Russenkaserne“.
Dort, im WK 6, fiel uns auf, dass fast alle Straßennamen auf Thüringen hinweisen: Suhler, Jenaer und Weimarer Straße, Sonneberger, Ilmenauer und Dornburger Weg, Meininger Ring und sogar Arnstädter Kehre! Mittendrin befindet sich ein Teich, ein Bassin – etwa das Thüringer Becken? Auf jeden Fall hübsch angelegt mit Schilf und Treppen wie im Clara-Zetkin-Park.
Auch in der weitläufigen Uranusstraße waren wir überrascht, und zwar von einem farbenfrohen Block, den wir richtig schick fanden! Ebenso gefielen uns die schon vor einiger Zeit zurückgebauten Sechsgeschosser dort gleich um die Ecke. Da bedeutete „Rückbau“ nicht Komplettabriss, sondern das Abtragen einiger Etagen und die abwechslungsreiche Gestaltung einer Dach- und Terrassenlandschaft.
Schließlich der von uns als Grünauer Fockeberg empfundene Hügel – soll das etwa der Kirschberg sein? Der nächstgelegene Straßenname – Am Kirschberg – lässt es stark vermuten. Komischerweise sind wir dort noch nie zuvor gewesen, entweder ging es für uns die Lützner Straße entlang oder auf der anderen Seite der S-Bahn durch die Breisgaustraße.
Nachtrag 1: Die Leipziger Stadtteilexpeditionen führen demnächst nach Grünau und der Kunstraum D21 veranstaltet im Sommer 2016 ein Festival namens Raster: Beton, welches sich mit Kunst und Architektur beschäftigt, „Ort des Geschehens ist die Plattenbausiedlung Leipzig-Grünau“. (Wir würden Neubaugebiet sagen, „Platte“ klingt abwertend …)
Nachtrag 2: Nach kurzer Stöberei in unserem Regal mit Leipzig-Literatur kommen wir zu der Feststellung: Ja, das ist der Kirschberg! Das Heft „Historisches rund um Grünau“ (1988 von der Gesellschaft für Heimatgeschichte Leipzig herausgebracht) beinhaltet eine Karte, auf der der Kirschberg eingezeichnet ist, sowie das Kapitel „Der Schönauer Kirschberg“ zur Geschichte der Erhebung.