Stillschweigend wurde hier also eine Namensänderung vorgenommen: Das Brauhaus zu Reudnitz zwischen Mühl- und Oststraße ist seit wenigen Monaten die Sternburg-Brauerei. Am 8. September 2012 wurden dort 190 Jahre Sternburg gefeiert, die Band Keule sang dabei u.a., dass sie uns (bzw. irgendeinem Mädchen) alle „Sternis“ vom Himmel holt. Der Leipziger Internetfernsehsender www.1zigtv.de berichtet in seinem „Streifgang September“ davon.
Und auf www.sternburg-bier.de steht auch, was wir gern im Gedächtnis behalten wollen, nämlich dass die eigentliche Sternburg-Brauerei in Lützschena zu finden ist. Zitat: „1822 erwarb der Leipziger Kauf- und Handelsherr Maximilian Speck das Rittergut Lützschena und das dazugehörige Brauhaus und richtete auf ihm einen landwirtschaftlichen Musterbetrieb ein. Der Ort erlebte einen großen Aufschwung. Mit diesem Datum beginnt die Geschichte der Marke Sternburg. Kurz darauf erhob der bayrische König Ludwig I. ihn aufgrund seiner Verdienste in den Freiherrnstand. Er nannte sich seitdem Maximilian Freiherr Speck von Sternburg. Sternburg Bier wurde ein bekannter Markenname.“
Und dann das Nachwende-Schicksal: „1990 wurde die ‚Sternburg Brauerei GmbH‘ zum eigenständigen Unternehmen. Marke und Rezeptur wurden übernommen. Im Februar 1991 übernahm die Brau und Brunnen AG Dortmund die Sternburg Brauerei in Lützschena. Nach Wegfall der Exportmöglichkeiten und Sinken des Absatzes wurde die Produktion in das ebenfalls zur Brau und Brunnen AG gehörende Leipziger Brauhaus verlagert. Der ursprüngliche Standort Lützschena wurde aufgegeben.“
Schließlich: „1992 erfolgte ein Markenrelaunch von Sternburg Pilsener und Sternburg Export. 1993 erfolgte die Positionierung von Sternburg Bier im Niedrigpreissegment ohne Werbeunterstützung.“ Und daraus entwickelte sich wahrhaftig eine Erfolgsgeschichte. Wer wenig Geld hatte oder ausgeben wollte, trank „Sterni“ – und stand dazu. Letzteres führte dazu, dass mittlerweile große Feste im Namen des Sternburg gefeiert werden.
Aus 1991er Sicht ist die nunmehrige „Übernahme“ des Reudnitzer Brauhauses durch Sternburg eine späte Genugtuung, war doch damals Sternburg das beliebtere Bier im Vergleich zu Sachsen-Bräu/Reudnitzer. Auf Umwegen hat es sich durchgesetzt – bis zur nächsten Änderung. Der Schriftzug „Reudnitzer – Das pure Vergnügen“ in der Oststraße wurde ja im Sommer übermalt, siehe unsere anderen Sternburg-Beiträge. Und: Das Reudnitzer-Schild, das sich in unserem Beitrag „Sternburg, nicht Sternburger“ (März 2012) noch am Eingang Mühlstraße befindet, ist mittlerweile durch ein drittes, ein silbernes, Sternburg-Schild ersetzt worden.
Am 15. Oktober 2012 berichtete die Leipziger Volkszeitung unter der Überschrift „Betreiber von Schlobachshof geben auf“ Folgendes in Sachen Sternburg: „Die Betreiber von Schlobachshof wollen Leipzig verlassen. Seit zehn Tagen ist der Reiterhof mit einer beliebten Ausflugsgaststätte für die Öffentlichkeit geschlossen. Auch den angrenzenden Landwirtschaftsbetrieb will die Familie Stanuschewski nicht mehr weiterführen … (Birgit Stanuschewski) war gemeinsam mit ihrem Mann Michael 1993 aus Baden-Württemberg nach Leipzig gezogen. … 2003 erwarb die Familie auch die historischen Gebäude der Sternburg-Brauerei in Lützschena, welche bis heute als Ruine leerstehen. Seit der Entlassung des früheren Ordnungsamtsleiters Norbert Beital im Jahr 2006, welcher mit der Familie befreundet war, habe die Stadt Leipzig die Entwicklung von Schlobachshof massiv behindert, erzählte Michael Stanuschewski oft im kleinen Kreis.“
Nachtrag am 16.12.2013: Heute meldet die LVZ, dass der Dachstuhl der Sternburg-Brauerei in Lützschena in der Nacht vom 13. auf den 14. Dezember gebrannt hat und die Feuerwehren bis in die Morgenstunden mit dem Löschen beschäftigt waren.