Der Bürgerverein Gohlis mit Sitz in der Lindenthaler Straße hat ein Buch herausgegeben, das man wegen seines Umfangs, seiner Themenvielfalt und der unzähligen Details als Standardwerk bezeichnen darf: „700 Jahre Gohlis“. Erschienen ist es im Sax Verlag (Beucha und Markkleeberg) als Sonderband der Gohliser Historischen Hefte.
Behandelt wird so ziemlich alles, was in Betracht kommt, von der Historie im engeren Sinne über Bau-, Kirchen- und Wirtschaftsgeschichte bis hin zu Kasernen, Kinos und Persönlichkeiten. Im Ergebnis ist ein wahres Ortsteillexikon entstanden, in dem wir uns von der Ersterwähnungsurkunde von 1317 bis in die Gegenwart blättern können.
Als alten Ortskern und Anger erkennt man die Menckestraße (vor 1900: Hauptstraße) mit der althergebracht geformten Grünfläche in ihrer Mitte. Der Straßenverlauf und die Bebauungsgrenzen blieben hier über die Jahrhunderte erhalten. Außerdem befinden sich gleich drei Gohliser Sehenswürdigkeiten in der Menckestraße: Das Gohliser Schlösschen, das Schillerhäuschen und die Gosenschenke.
In die Jahre gekommene Fotos, Bauaktenzeichnungen aus den Tiefen von Archiven und vor allem Informationen zu weniger Bekanntem, wie dem Schiller-Schlösschen, Horns Fabrik oder der Gohliser Riviera, lösen Freude aus. Auch über die Wassertürme der einstigen Kaserne einschließlich des Stumpfs an der S-Bahn-Haltestelle Olbrichtstraße erfahren wir Neues (wenngleich bei diesem Abschnitt wohl mitten in der Korrektur abgebrochen wurde).
Bleicherts Seilbahnfabrik (VTA), die Aktien-Bierbrauerei (Kaufland – das Pförtnerhäuschen steht noch) und Käse-Lehmann werden behandelt ebenso das Aufkommen und Verschwinden der Kinos im Gebiet. Go-Li-Pa (Gohliser Lichtspiel-Palast) und Coppi-Lichtspiele sind mit alten Fotografien vertreten; erstes Kino in Gohlis war 1908 übrigens das Nordvorstädtische Welt-Theater in der Halleschen Straße (Georg-Schumann-Straße), letztes die 1982 geschlossenen Coppi-Lichtspiele, deren Saal sei noch vorhanden, im Hof der Coppistraße 80.
Wir lesen von der Turmschule (= Schillergymnasium), dem Urania-Gebäude und vom Schillerhain, von der Gohliser Mühle, dem Gohliser Flussbad, der Villa Kippenberg, der Krochsiedlung usw. usf.. Gohlis, heutzutage riesengroß und darum in Süd (inklusive des alten Ortskerns), Mitte und Nord unterteilt, bietet Raum und Anlässe für Spazier- und Erkundungsgänge, bei denen Ihr das Buch „700 Jahre Gohlis“ trotz seines nicht unerheblichen Gewichts stets mitführen solltet.