Als Lehrlinge haben wir nicht nur gefeiert, sondern auch Buch geführt – zum Glück! Denn sonst wären einige Begebenheiten ins Reich des Vergessens hinabgerutscht. Da wir aber zwischen 1985 und 88 eine tolle Fotografin, zwei eifrige Chronisten und vor allem einen verlässlichen Archivar in unseren Reihen hatten, können wir noch heute in Erinnerungen schwelgen, indem wir einfach das Fetenbuch der Pm 85 aufschlagen. Es gab und gibt ein einziges Exemplar, in dieses wurden die Fotos geklebt und tagebuchartige Kommentare eingetragen.
Die Pm 85 (Polygraphen mit Abitur, Start 1985) vereinte Drucker, Buchbinderinnen sowie Gießer/innen aus Leipzig und Umgebung in einer Klasse der Kommunalen Berufsschule II. Damals wurden Parties Feten genannt. Bei manchen Mitschüler/innen feierten wir mit Erlaubnis der Eltern, bei anderen, wenn die Eltern weg waren. Wir trafen uns dafür in Zschocherschen Kleingärten und südvorstädtischen Hinterhöfen, in Wohn- und Kinderzimmern in Gohlis, Grünau und Großlehna, aber zum Beispiel auch in Küchen und Bädern, wie in Stötteritz.
Dabei aßen wir Bratwurst, Bouletten und Kartoffelsalat und tranken Pfeffi, Weinbrand-Cola sowie Panzerfaust, einen Cocktail aus allen verfügbaren alkoholischen Resten. Pfeffi und Panzerfaust würden wir heute nicht mehr anrühren. Einer mimte nach dem Genuss genannter Getränke so lange den Betrunkenen, bis er wirklich im Eimer war und vom Vater des Fetenveranstalters nach Hause gefahren werden musste.
Fast immer gab es auch einen Programmpunkt, spielten wir Monopoly, Kricket oder Krocket (mit Holzhämmern wurden Bälle durch eine Reihe kleiner Tore getrieben) sowie Liebesskat. Einmal richteten wir als 17-, 18jährige einen Kindergeburtstag aus – mit Kakao und roter Limo, Luftballonaufblasen und Topfschlagen, inklusive Erlaubniszettel von Mutti und weiterem lustigen Quatsch.
Nachtrag im September 2022: Jens mailte uns, „das Gebäude beim Grillen in der Südvorstadt kommt mir sehr bekannt vor. Ich denke, es befindet sich in der Brandvorwerkstraße 36a und beherbergt jetzt Fahrzeuge und Einrichtungen des DRK. Vor der Wende war es die Garage des Kirow-Werkes Leipzig. Das Gebäude wurde sicher vor dem II. Weltkrieg als Garage für die wohlhabenden Bewohner der Südvorstadt erbaut. Mittels einer Rampe geht’s ins Kellergeschoss, ein Aufzug bringt die Fahrzeuge nach oben. Zum Fotografieren kommt man von der Brandvorwerkstraße gut ran.“ Herzlichen Dank! Da müssen wir nochmal hin …