In „Rock ’n Roll 4 evermore“ reist Mark Daniel mit einem Kumpel den Lieblingsbands seiner Jugend hinterher, in seinem neuen Buch „Der weiße Song“ sucht er die Urheber eines Liedes, das er auf einer alten Kassette wiederentdeckt hat. Der Roman spielt zu großen Teilen in unserer Stadt, wo sein Autor seit fast 30 Jahren wohnt und für die LVZ schreibt. Wir trafen Mark zwischen Volkshaus und Feinkost, fragten nach Literatur, Leben und Leipzig und bekamen teils überraschende Antworten.
Für die musikalischen Helden Deiner Jugend fährst Du, wenn Konzerte erlaubt sind, weit, zum Beispiel in Deine alte Heimat, das Ruhrgebiet. Wie weit würdest Du, wenn es etwas Besonderes zu erleben gäbe, fliegen oder fahren, auch bis nach Rumänien?
Ich glaube, um bestimmte Helden zu sehen, würde ich zumindest innerhalb von Europa überall hindüsen! Rumänien wäre allerdings schwierig, da wurde ich vor vier Jahren ohne Führerschein erwischt, stundenlang auf einer Wache festgehalten, und später wollten sie, dass ich mich gerichtlich verantworte. Ich hab dann einfach irgendwann die Einschreiben von dort nicht mehr angenommen. Deshalb lasse ich mich in Rumänien besser nicht mehr blicken …
Beim Leipziger Neujahrssingen stehst Du ganz vorn auf der Bühne. Warst Du mal Teil einer Band oder wolltest es sein?
Vor etwa einem Dutzend Jahren haben wir bei der LVZ tatsächlich mal eine Band gegründet! Mit richtig guten Musikern und mir als Sänger. Als die Jungs die ganze Sache professioneller aufziehen wollten, habe ich die Segel gestrichen, dafür war ich einfach zu schlecht. Weil mein Kollege Mathias Wöbking als Gitarrist auch ausstieg, formierte sich die Band um. Heute gibt es sie nicht mehr.
Schade! Hatte die Band einen Namen?
Ich glaube, wir hießen Peter Stone Band (eine Anspielung auf den Peterssteinweg als Sitz der LVZ). Ich habe das aber weitgehend verdrängt, weil wir es nicht weit gebracht haben.
Basiert der „Weiße Song“ auf einer wahren Geschichte?
Ja! Als junger Kerl hab ich im Radio gespielte Songs auf Kassette mitgeschnitten. Vor rund zwei Jahren entdeckte ich darauf einen Song, den keine Erkennungs-App erkannte. Ich habe darauf alle Hebel in Bewegung gesetzt, um die Lösung zu finden: den Song auf Youtube hochgeladen, den Radiosender und die GEMA angeschrieben, in Foren gepostet. Es hat nichts gebracht. Das hat mich sehr fasziniert und auf die Idee gebracht, einen Roman draus zu machen.
Sehr gute Idee! Ist ein spannendes, unterhaltsames und aktuelles Buch geworden! Inzwischen soll das Rätsel ja gelöst worden sein …
Nach der Veröffentlichung in der LVZ über die Suche und den Roman gingen bei mir viele Hinweise ein mit zahlreichen Tipps und eigenen Versuchen, bei Radiosendern mehr herauszufinden. Das war richtig rührend. Doch alle Hinweise liefen ins Leere – bis auf einen: Ein Leser hat in der riesigen Datenbank Discogs gesucht. Genau wie ich vor einem Jahr, mit dem Unterschied, dass es offenbar einen neuen Eintrag gibt, auf den er stieß. Die Band, von der „Hold On“ stammt, heißt Pretty Rough und kommt aus Kanada. Völlig unbekannt! Aber Discogs hatte auch die Platte – und die hab ich mir sofort bestellt!
Hätt ich auch gemacht. – Weißt Du, dass die von Dir im Buch erwähnte Kolonnadenstraße in den Achtzigern als gelungene Kombination von Alt- und Neubau galt? Als Jugendlicher wollte ich am liebsten dort hinziehen …
Ja, und ich finde diese Kombination noch heute total spannend – wie sich hier Platte und Jugendstil direkt gegenüberliegen, das ist was Besonderes und hat eine ganz eigene Ausstrahlung. Ich liebe diese Straße, auch wegen der kleinen Läden und der fantastischen Kneipen!
In welchem Leipziger Stadtteil wohnst Du und in welchen hast Du gewohnt?
Seit etwa sechs Jahren nahe der Waldstraße. Umgezogen bin ich in den bislang 29 Leipziger Jahren oft. Erst wohnte ich in Lindenau, dann in Gohlis, Plagwitz, Eutritzsch und im Zentrum. Schön war und ist es überall.