Das kurz hinter Markranstädt liegende Lützen lockt messestädtische Tagestouristen mit Martzschpark und Gustav-Adolf-Gedenkstätte, beide Ziele befinden sich von Leipzig aus gesehen unmittelbar am Ortseingang. Bis in die Stadt hinein mit ihrem schönen Rathaus und dem gemütlichen Schloss schaffen es darum schon nicht mehr so viele Gäste, dabei bietet dort ein kostenloser Parkplatz den idealen Ausgangspunkt – mit Blick auf eine frühere Badeanstalt.
Bäume und Wiesen umfassen das ehemalige Wasserschloss – der Merseburger Bischof Sigismund von Lindenau (gestorben 1544; gemeint ist wirklich der heutige Leipziger Stadtteil) veranlasste seinerzeit den Umbau der bis dahin als Burg genutzten Anlage. Lang schon beherbergt diese ein Museum. Der Rundgang beginnt auf dem Dachboden, welcher genau so aussieht wie Willi Schwabes Rumpelkammer. Hier kann man Entdeckungen machen, von der Leninbüste über ausgestopfte Tiere und ausgediente technische Apparate bis hin zu alten Schildern und Hausrat. Richard Kabitzschs Sarglager und der Lützner Hinweis auf den Wiener Appell gefielen uns besonders gut, ebenso eine historische Wäschemangel – auf den Turm darf man leider nicht mehr.
In den Räumen unterhalb des Dachbodens werden ausführlich zwei Schlachten bei Lützen beleuchtet, die von 1632, bei der Schwedens König Gustav Adolf zu Tode kam, und die von 1813, ein Vorbote der Leipziger Völkerschlacht unter Beteiligung Napoleons. Wer dabei an die Glorifizierung solcher Waffengänge denken möchte, wird schnell mit einem Satz Friedrich Nietzsches (geboren in Röcken bei Lützen; die dortige Gedenkstätte wollen wir auch bald besuchen) in die Realität zurückgeholt: „Krieg ist ein Winterschlaf der Kultur.“
Leider ist zu Johann Gottfried Seume („Spaziergang nach Syrakus“), geboren in Poserna, was heute wie Röcken zu Lützen gehört, derzeit nichts im Schloss zu finden, abgesehen von einem lebensgroßen Standbild – der Schriftsteller war ziemlich klein; der ihn behandelnde Teil der Ausstellung wird gerade neu konzipiert. Neu ist auch der Museumsbau („Museum Lützen 1632“) an der Gustav-Adolf-Gedenkstätte, welcher uns von außen nicht sonderlich anspricht und die Sicht auf die Schwedenkirche und den Schinkelbaldachin verstellt. Das Gebäude versöhnt und beeindruckt jedoch in seinem Inneren.
Präsentiert wird ein originales Massengrab der Schlacht von 1632, begleitet von solchen Fragen: Wer liegt da drin? Was war passiert? Wo stammten die Begrabenen her? Wie haben sie sich ernährt? Sehr interessant sind die Antworten darauf wie auch das feurige Kriegsbild von Giuseppe Arcimboldo, der uns bislang nur als Maler bekannt war, welcher Obst und Gemüse höchst eigenwillig und absolut gelungen zu menschlichen Gesichtern anzuordnen verstand. Zum neuen Museum gehören nun auch die Kirche bzw. Kapelle und eines der beiden Blockhäuser. Die Kombikarte gilt gleichzeitig fürs Schloss. Aber Achtung: 17 Uhr ist Schluss.
Im zweiten Blockhaus wohnte von 1932 bis 1961 der Schwede Hans Svensson mit seiner Frau als „Wächter von Klein-Schweden“. Er befestigte im April 1945 ein Schild am Schinkeldenkmal mit der Aufschrift „Swedish Property“ (Schwedischer Besitz). Daraus entstand die zu DDR-Zeiten Sehnsüchte weckende Legende, es handele sich hier um schwedisches Territorium. Eine Tafel im Schlossmuseum stellt allerdings klar, dass „der Grund und Boden der Gedenkstätte – auch die Kirche“ Eigentum der Stadt Lützen waren und sind.
PS.: Ein weiteres schwedisches Ausflugsziel und ganz in der Nähe ist das Schloss Altranstädt.

