Es gibt außer uns weitere Sammler der blauen und andersfarbigen Kühe, die in Leipzig von vielen Wänden schauen. Auch diese Tierfreunde zücken unverzüglich die Kamera, wenn sie ein Exemplar entdecken. Und sie haben uns eine kleine Herde ihrer Bilder zur Verfügung gestellt. Tausend Dank dafür! 18 Motive veröffentlichen wir hier, eine Fortsetzung ist möglich. Andere Kuh-Fotos – mit Ortsangaben zum Nachfotografieren – findet Ihr in unserem Beitrag „Die blaue Kuh“ (Februar 2013).
Es ist stark anzunehmen, dass die Mehrzahl der hier abgebildeten Tiere nicht mehr existiert. Wer dennoch eine Kuh aus der folgenden Galerie wiederentdeckt (oder völlig andere gesehen hat), kann uns gerne deren Standort verraten. Damit wir die Freude teilen können.
Nachtrag: „Zehn Jahre blaue Kuh“, überschrieb das Stadtmagazin BLITZ! Leipzig im September 2013 einen Beitrag mit folgendem Wortlaut: „2003 hat Ronny (Name geändert) seine erste Kuh gesprüht, im Leipziger Süden in einer Nebenstraße. Als Dorfkind zog er, wenn er bei einer Freundin in der Stadt übernachten durfte, abends um die Häuser und hinterließ Kühe – als Sinnbilder seiner Herkunft.
Das Tier hat keinen Namen und entwickelte sich im Laufe der Zeit. Am Anfang war es eckig, jedoch immer schon ein Hingucker. ‚Ich konnte nicht so gut Buchstaben malen‘, erklärt Ronny bescheiden, darum wurde es bei ihm figürlich. Soetwas kommt gut an, die meisten Betrachter sagen: ‚Das ist wenigstens ein schönes Bild!‘
Er sei das ‚faulste Schwein von allen in seiner Crew‘, meint der Graffiti-Künstler, der für die originelle Figur in der Regel keine zehn Minuten brauche. ‚Die ist so einfach zu zeichnen wie das Nikolaushaus.‘ Und trotzdem fällt gerade sie auf, prägt sich ein. Die Kuh erkennt man eben viel schneller wieder als einen noch so aufwändig gestalteten Schriftzug.
Ronny sprüht relativ selten, er verspürt keinen übertriebenen Ehrgeiz, wird sein Geschöpf allerdings auch nicht sterben lassen. ‚Wenn’s mal eine spektakuläre Stelle gibt‘, wird er aktiv – wie oben an der Alten Hauptpost. Auch Londoner oder Kopenhagener U-Bahnen hätten ihn schon gereizt. Vor zehn Jahren sei er abends sogar mit der Leiter unterwegs gewesen, heute lieber auf Dächern, nicht direkt auf der Straße. Wobei Ronny Ausnahmen macht, zum Beispiel für Freundinnen, die Geburtstag haben und ihre Glückwünsche dann an Wänden wie in der Gohliser Virchowstraße vorfinden.
Das oftmalige Blau seiner Bilder, inzwischen eine Art Corporate Identity, habe pragmatische Gründe – diese Farbe deckte einfach besonders gut. Und manchmal ist die Farbe auch alle: In der Prager Straße, am ehemaligen Technischen Rathaus, habe sie damals gerade so gereicht. Da wäre kein Strich mehr möglich gewesen.
Ronny freut sich, wenn die coole Kuh den Leuten gefällt. Und er staunt, wenn sie auf fotorealistischen Gemälden (gesehen in der Galerie Nord), als Tätowierung oder auf T-Shirts (Quhl angezogen) auftaucht. Als unerkannt bleiben Wollender macht er da logischerweise keine Urheberrechtsansprüche geltend, sondern nimmt die Nachahmereien als Kompliment. Es gab übrigens auch legale Sachen von ihm. ‚Aber die sind meistens schnell wieder weg!‘ Übersprüht, vernichtet, verschleppt. Nicht so schlimm – der einstige Junge vom Dorf weiß sowieso nicht genau, wieviele Kühe er in den vergangenen zehn Jahren gesprüht hat.“