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Einkaufsbummel durch Böhlitz

Einkaufsbummel durch Böhlitz

Wer hat früher in einem Laden oder der Kaufhalle die Regale und Verkäuferinnen fotografiert? Niemand, würden wir denken. Zum Glück ist es anders. Ganz konkret im neuen Heft „Einkaufsbummel durch Ort und Zeit – Gewerbe und Gewerke in Böhlitz-Ehrenberg“ (4,99 Euro*), da werden Dutzende Bäckereien, Lebensmittelgeschäfte, Drogerien u.v.a. der Vergessenheit entrissen, sehen wir stimmungsvolle Aufnahmen und lesen persönliche Erinnerungen.

Klar, wirkt zumindest die Leipziger Straße in B.E. auch heutzutage recht belebt, aber im Vergleich zu den 1930er bis 1990er Jahren kann die Gegenwart nicht mithalten. Die Konzentration des Handels auf immer weniger und immer größere Standorte schadet dem Straßenbild, macht es in der Tendenz langweilig und leblos – nicht nur in der ehemals selbständigen Industriegemeinde im Leipziger Westen, überall.

Tauchen wir darum ein in die Erinnerungen von Edeltraud Bergmann, Dieter Fröhlich, Anita Peterhänsel sowie Denis Achtner, dessen Verlag gemeinsam mit dem Förderverein für Ortsgeschichte Böhlitz-Ehrenberg das ganze schöne Material samt der zugehörigen Informationen zusammengestellt und herausgebracht hat. Dank ihnen erfahren wir von ehemals je mindestens sechs Bäckern und Fleischern im Ort. In Fleischer Weises Laden z.B. sitzt heute die Sparkasse.

Wir lesen von der Löwen- und der Adler-Drogerie, davon, dass Eisenwaren-Fugmann auch Taxi fuhr und die bis heute aktive Goethe-Apotheke vor 1927 den Namen Storch-Apotheke trug. Zu diesen Zeiten kehrte man ins Café zur Post, das Café Sport oder das Konditorei-Café Curt Dottermusch ein, genehmigte sich in der Obstweinschänke Schloss Ehrenberg ein Gläschen und tanzte in der Großen Eiche.

Bei Lebensmittelhändler Johannes Selle bekam man „Sämtliche Delikatessen für die feine Küche“, so steht es zumindest in einer Anzeige, während sich Edeltraud Bergmann an attraktive Verkäuferinnen in weißen Mänteln erinnert, die dort flink und fröhlich ihre Kundschaft bedienten. Nunmehr befindet sich an Ort und Stelle ein Kebap-Haus, immerhin. Das Geschäft von Selles Kollegen Otto Nöllner beherbergt heute eine Tierarztpraxis und war zwischenzeitlich als Buchhandlung Richter bekannt.

Aus der HO-Kaufhalle in der Wilhelm-Winkler-Straße, eröffnet im Sportfestjahr 1977 und vorher in den fünf Rundbögen dahinter zuhause, zeigt der historische Einkaufsführer mehrere Innenbilder, u.a. ein Farbfoto mit fünf Verkäuferinnen in schicken Schürzen und einer augenscheinlich neuen Kasse. Nach der Wende nutzte Edeka den Versorgungspunkt, der 2002 geschlossen und später abgerissen wurde. Heute wird dort geparkt.

Möglicherweise gibt es solche Hefte auch von anderen Stadtteilen – wenn ja, bitte her damit!

* bei www.8ner-media.de