Ansehen Historie

Hornalter Fund an der Krähenhütte

Hornalter Fund in Dölitz

Als Susi und Holger kürzlich Anna und Alex an der Krähenhütte besuchten, sahen sie in deren Garten zwei ungewöhnliche Steinplatten. Auf der einen waren die Worte Horn und Weinbrand zu entziffern – gespiegelt. Außerdem konnten unsere Mitstreiter das bis heute gebräuchliche Logo der Likörfabrik erkennen, ein Posthorn im dunklen Kreis. Wahrscheinlich sind sie da unten in Dölitz auf historische Druckformen gestoßen. Aber bis wann waren solche schweren Teile aus Stein in Verwendung? Wilhelm Horn gründete sein Unternehmen ja erst 1923.

Alex vermutet, dass es sich auf der einen Platte um zwei Entwürfe für ein Etikett handeln dürfte. Er entdeckte den Vermerk „Gold“ (sicherlich für die Druckfarbe dieser Vorlage) und das Posthorn-Markenzeichen als Miniatur in der links befindlichen geometrischen Figur. Wir sahen zusätzlich ein Passkreuz (für die Drucker) und drei Sterne (für den Weinbrand).

Auf der anderen Platte steht statt Gold Rot. Hier sind Motive zu sehen, die etwas mit Leipzig zu tun haben können, aber nicht müssen – ebenfalls spiegelverkehrt. Ein Zusammenhang mit Horn ist in diesen Fällen eher unwahrscheinlich. Wir dachten kurz an die Deutsche Bücherei mit der Grünfläche des Deutschen Platzes davor, aber so richtig passt das alles nicht. Vielleicht sehen wir einfach nur Fabrik- oder Verwaltungsgebäude sowie Kühe.

Sind das Überbleibsel aus einer Dölitzer Druckerei oder auch aus einem Werbebüro? Auf jeden Fall ist es toll, dass Anna und Alex die beiden Steinplatten aufbewahrt haben und wir uns nun gemeinsam Gedanken machen können. Vielleicht gibt es in irgendeiner Sammlung sogar noch das komplette Drei-Sterne-Weinbrand-Etikett?!

Mehr zu Horn erfahrt Ihr in unseren Beiträgen „Horns Erben, Horns Fabrik“ (August 2012) und „Leipziger Spezialitäten, Teil 3“ (Februar 2020)

Nachtrag am 18.05.2024: Felix schrieb: „Wirklich sehr schöne Funde! Das sind alte Lithographie-Drucksteine! Der Lithographie-Druck war bis zum Aufkommen von Schnellpressen und dem heute bekannten Offsetdruck die einzige Möglichkeit bildliche Kopien von Bildnissen / Grafiken / Fotografien für den Buchdruck oder andere Zwecke in höheren Stückzahlen anzufertigen. Aber auch z.B. Notenbücher / -hefte für Musiker wurden lange Zeit noch mit diesem Verfahren hergestellt. Bei diesem Verfahren wird bspw. mittels Kupferstich oder Bleistich eine Grafik gestochen und diese auf ein sogenanntes Umdruckpapier mit spezieller Druckerschwärze gedruckt.

Dieses nun bedruckte Umdruckpapier wird dann auf den Lithographie-Stein, einen Sandstein von sehr feiner Körnung und großer Reinheit, dessen Oberfläche fast spiegelglatt geschliffen ist, aufgelegt und die Druckvorlage in der speziellen Litho-Presse auf den Stein ‚umgedruckt‘. Nun wird mit einer sauren Gummi-Arabicum-Lösung nach dem Trocknen die Oberfläche eingerieben und nach abermaligem Trocknen abgewaschen. Damit wird die Oberfläche des Steins versiegelt, nur die Bereiche, in denen schon die Druckerschwärze eingezogen ist, wird nicht versiegelt. Durch das Abwaschen werden die Reste der Lösung von den mit Druckerschwärze belegten Bereichen entfernt. Ab diesem Zeitpunkt kann nun der Stein in der speziellen Lithographie-Presse zum Druck genutzt werden.

Der Stein wird wie beim Buchdruck mit Druckerschwärze berollt, dabei stoßen die versiegelten Bereiche die Druckerschwärze ab und nur die vorher mit der Vorlage bedruckten Stellen nehmen die Farbe auf. Dann kann das Papier aufgelegt werden und in der Druckpresse bedruckt werden. Hierbei ist ein sehr hoher Druck notwendig, worunter schon so manch schlechter Litho-Stein gern mal zerbrach. Dieser Druck ist aber notwendig, damit das Papier die Farbe aus dem Stein aufsaugen kann. Die Vorbereitung ist zwar sehr aufwendig, aber die Druckauflagen sind wesentlich höher als bei einem vergleichbaren Kupferstich.“ Sehr interessant! Herzlichen Dank, Felix!

Mathias wusste mehr über die von uns so genannte geometrische Figur, bei der handele es sich um die Banderole für den Flaschenhals. Und „das Band mit den Sternen“, vermutet er, „wurde über oder unter dem Etikett angebracht“. Mat schließlich, der nächste Kommentator, war sich sicher: „… das Band mit den Sternen wurde oben angebracht“. Danke!!!