Wenn man vor der Arbeit plötzlich eine Stunde Zeit hat, kann man schön durch die Gegend laufen – zum Beispiel zufällig die Lößniger Straße entlang. In der steht zwischen Stein- und Fichtestraße die 1920er-Jahre-Wohnburg des Leipziger Stadtbaurats James Bühring, die uns schon lange fasziniert. Es handelt sich nicht um sein Privathaus, sondern um eine von ihm entworfene Anlage, welche gleichzeitig offen und verschlossen wirkt. Glücklicherweise darf man die Höfe betreten; an Garagen und Nebenräumlichkeiten vorbei geht es Treppen hoch bzw. runter. Romantisch!
In der unmittelbaren Nähe bildet das Hinterland des Bayrischen Bahnhofs eine städtische Wildnis. Deren Rand – die Lößniger Straße – wird derzeit aufgeräumt. Gewerbegebäuderuinen und die einst für alle Zwecke geeigneten Baracken weichen dem Bagger. Italia Pronto Mode Import Export am Schenkendorfplatz, wo 1909-11 der junge Hans Fallada wohnte, ist schon weg. Schön wäre, wenn die Wildnis bleiben könnte …
Vorletzten Sommer, also 2020, diskutierten wir auf unserer Facebook-Seite bereits mit Euch über die Ruinen in der Lößniger Straße. Thomas und Peer-Oliver wussten von dort ansässigen Kohlenhändlern, Galvaniseuren und Seifenmachern zu berichten sowie vom Heizungsbauer Emil Kelling, von dem wir vor Jahren ein altes Schild fotografiert haben – im entrümplungsfirmatauglichen Schaufenster des Buch-An- und-Verkaufs an der Ecke von Joseph- und Karl-Heine-Straße. Zu Bührings Burg und dem benachbarten Zackenbarschkomplex des Leipziger Architekten Max Theuerkorn hält das Buch „Art déco in Leipzig“ gelungene Bilder und interessante Informationen bereit. Der Dank dafür geht an Jill Luise Muessig und Wolfgang Hocquél!