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Könige + Häuser

Könige und Häuser

Ein verrücktes Buch brachte Paul Kürsten 1913 heraus (Buch- und Kunstdruckerei Fischer & Kürsten, Leipzig, gegründet 1705). Der königlich sächsische Hofrat und königlich norwegische Konsul stellte zusammen, welche gekrönten Häupter am 18. Oktober 1913 der Weihe des Völkerschlachtdenkmals beigewohnt und wo sie zu diesem Anlass Quartier bezogen hatten. Über mehr Inhalt verfügt der Band nicht. Allerdings reicht das 107 Jahre später völlig aus.

Die höchsten Repräsentanten, der deutsche Kaiser, Großfürst Kyrill Wladimirowitsch von Rußland, Erzherzog Franz Ferdinand von Österreich sowie der sächsische König, wohnten allesamt im Königlichen Palais in der Goethestraße (heute: Sitz des Rektorats der Universität). Weiter im Protokoll geht es mit dem Prinzregenten Ludwig von Bayern (übernachtete bei Thieme in der Grassistraße 2), dem König von Württemberg (Herfurth, Weststraße 9 – heute: Friedrich-Ebert-Straße) und dem Kronprinzen von Schweden (Naumann, Plagwitzer Straße 40 – heute: Käthe-Kollwitz-Straße).

Das Hotel Hauffe in der Roßstraße 2 beherbergte die Großherzöge von Baden und Hessen und den Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha, das Hotel Kaiserhof am Georgiring 7b wiederum den Fürsten Reuß (jüngere Linie) und den Fürsten zu Schaumburg-Lippe. Der Großherzog von Sachsen-Weimar-Eisenach nahm Logis in der Ferdinand-Rhode-Straße 4, der von Oldenburg in der Karl-Tauchnitz-Straße 5 und der von Mecklenburg-Schwerin in der Karl-Tauchnitz-Straße 10, während der von Mecklenburg-Strelitz bei oben genanntem Konsul Kürsten in der Nonnenmühlgasse 6 in die vermutlich seidenen Kissen sank.

Im Abtnaundorfer Schloss des Kammerherrn von Frege-Weltzien bekam der Erbprinz von Sachsen-Meiningen ein oder eher mehrere Zimmer zur Verfügung gestelllt, bei Kammerherr von Stieglitz in der Kaiser-Wilhelm-Straße 20 (heute: August-Bebel-Straße) blieb der Herzog von Sachsen-Altenburg über Nacht und bei Bankier Paul Meyer in der Robert-Schumann-Straße 9 der Herzog von Anhalt. Schließlich waren noch zu Gast in der Messestadt der Regent des Herzogtums Braunschweig (Haydnstraße 20), der Fürst zu Waldeck und Pyrmont (Karl-Heine-Straße 24) sowie der Fürst zu Lippe (Schwägrichenstraße 31).

Das Abtnaundorfer Schloss ist in unserem Beitrag „Das Millionendorf“ (Januar 2013) zu sehen. +++ Herzlichen Dank an Mathias für das historische Bildmaterial!

1921 schrieb Julius Heiland in seinem Buch „Leipzig als Groß-Stadt“ über die Einweihung des Völkerschlachtdenkmals: „Es war ohne Zweifel der glanzvollste (Tag) in der Geschichte unserer Stadt. Der Lokalhistoriker hat die Pflicht, das festzustellen, unbekümmert um die Geschehnisse späterer Jahre. Noch nie hatte Leipzig eine solche Versammlung deutscher Fürsten in seinen Mauern gesehen, und nie wird ein gleiches wieder der Fall sein, denn fünf Jahre später gab es keine deutschen Fürsten mehr. Wenn an der Festtafel im Rathause eine Kassandra erschienen wäre und hätte das vorausgesagt – niemand hätte ihr geglaubt.“