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Rund um den Silbersee

Rund um den Silbersee

In Lößnig und Dölitz sind wir nicht allzu oft, darum ist es jedes Mal spannend für uns. Letztens landeten wir in der Friederikenstraße und hatten das Gefühl, hier muss Leipzig zu Ende sein. Zwei schöne alte Wohnhäuser schauten auf ein Feld – die blanke Idylle. Doch das war lediglich der Anfang, ziemlich schnell huschten wir in die Sparte der seit 1899 vereinten Gartenfreunde Lößnig-Dölitz und liefen zwischen bunten Blumen und Lauben zum Nibelungen*, einer Gartenkneipe, wie man sie sich nur wünschen kann: Gut besucht, schattige Plätze im Freien, freundlicher Kellner, fähiger Koch. Aus Gründen der vornehmen Zurückhaltung und Unauffälligkeit fotografierten wir unsere Schnitzel, roten Limos usw. nicht, werden das aber beim nächsten Besuch nachholen.

Nun folgten wir einem Wegeplan, der in Sichtweite des Nibelungen-Freisitzes aushing und liefen zum Silbersee und dem zugehörigen Park, von dem wir gar nicht ahnten, wie groß er ist – riesengroß! „Das Erholungsgebiet Lößnig-Dölitz entstand zwischen 1983 und 1988 auf dem Bergbaunutzungsgebiet des 1959 stillgelegten Braunkohletiefbaus Leipzig-Dölitz. Die Flächen wurden bis dahin landwirtschaftlich genutzt und gehören als zentraler Bestandteil des Landschaftsschutzgebietes Lößnig-Dölitz heute zu den größten Naherholungsgebieten der Stadt Leipzig“, erfahren wir auf leipzig.de. Der an den Braunkohleabbau erinnernde Dölitzer Schacht** befindet sich in Spazierweite.

Im Silbersee posierte ein echter Reiher, an der Schäferei – der nächste Freisitz – trafen wir auf hölzerne Schafe. In der Nähe warten zudem originelle Spielplätze und riesige Wiesen auf Zerstreuung oder Erholung Suchende. Hier herrscht kein Gewühle wie im Rosental oder dem Clara-Zetkin-Park.

* siehe unseren Beitrag „Stonehenge aus Neubaublöcken“ (September 2012)
** siehe unseren Beitrag „Am Dölitzer Schacht“ (Juli 2013)

Nachtrag am 10.07.2023: „Liebe Geheimtippler! Der ‚Silbersee‘ im Dölitzer Park hat es in sich: zwar wird er auf vielen Karten und in diversen Veröffentlichungen ‚Silbersee‘ genannt, aber das ist – möglicherweise – nicht richtig, wenn man der Wikipedia folgen will: Erholungspark Lößnig-Dölitz

Danach soll die korrekte Bezeichung ‚Stauteich Lößnig‚ sein, der um 1960 herum errichtet wurde, um Bewässerungstechniken auf dem agra-Gelände demonstrieren zu können. Dafür braucht man ja viel Wasser … Der ‚richtige Silbersee‘ ist dagegen ein viel kleinerer Regenwasserteich im östlichen Parkteil, vor der Abraumhalde der Friederike gelegen. Dieser besteht aus Regenwasser, das sich in einer Doline – einem ‚Bergschlag‘ gebildet hat. Diesen riesigen Park gibt es ja nur, weil sich darunter das ehemalige Abbaufeld der Friederike befindet und es jederzeit wieder zu solchen Grubensenkungen kommen kann. Deswegen kann dort nicht gebaut werden – was für 1 Glück!

Der kleine See liegt sehr idyllisch, von zwei kleinen Gehölzen eingerahmt. Man nimmt ihn erst wahr, wenn man fast schon reinfällt. Das ist aber nicht sehr gefährlich, weil er kaum einen halben Meter tief ist und in den letzten Jahren 2x ausgetrocknet war. Derzeit ist er ‚halbvoll‘ und arg mit Schilf bewachsen. An den Gehölzen sind 2 Sitzgruppen mit Bänken ‚angekuschelt‘, wo man die fast schon magische Stimmung dieses Ortes genießen kann. Die macht sich vor allem kurz vor Sonnenuntergang bemerkbar, wenn das Licht mit den Zweigen und dem Laub der Bäume spielt.

Und noch 1 entzückenden kleinen Teich gibt es: den ‚Schäfereiteich‘, nur wenige Meter östlich der ‚Schäferei‘. Ich vermute, daß auch dieser kleine, sehr versteckte Teich durch einen Bergschlag entstanden sein könnte.

Um auf den ‚Silbersee / Stauteich Lößnig‘ zurückzukommen: es ist eine interessante Frage, wer eigentlich den ‚richtigen‘ Namen für ein solches Gewässer ‚festsetzen‘ darf, kann oder sogar muß? Die Frage ist auch von hoher praktischer Relevanz, weil eine romantische Verabredung am ‚Silbersee‘ bei der derzeit herrschenden Verwirrung zu einem frustrierenden Fehlschlag werden kann.

Lohnenswert ist übrigens auch ein Aufstieg auf die Abraumhalde, am leichtesten geht es vom Dölitzer Weg aus. Man hat eine tolle Aussicht nicht nur auf die Mülldeponie, sondern das gesamte südliche Leipzig. Dort oben herrscht übrigens striktes Rauchverbot, wegen ein paar unheimlich wirkenden Entlüftungschächten der Halde. Es löst ein wohliges Gruseln aus, sich vorzustellen, daß eine in diese Schächte geworfene Zigarettenkippe eine gewaltige Explosion auslösen könnte … Wenn ich mit dem Fahrrad dort langfahre, bete ich immer zu allen Heiligen, daß gerade dort oben nicht geraucht wird!

Zu den Attraktionen des Parks  gehören auch die Luftschiffer, die v.a. im Spätsommer regelmässig von dort mit ihren Montgolfieren aufsteigen, manchmal sogar gleich im Rudel. Als Anwohner hat man sich aber an diesen Anblick schon gewöhnt und man bleibt nach einigen Jahren hier nicht mehr stehen.

Viele Grüße Peter Kronenberger“

Herzlichen Dank, lieber Peter! Das sind super Hinweise und Gedanken!