Dezember 1640: Zwei Gundorfer Fischer ziehen früh am Morgen an die Luppe, kurz darauf heben sie in ihrem Netz einen Fang aus dem Wasser, der „groß und ungewöhnlich“ zugleich ist. „Soll das ein Fisch sein?“, fragen sie sich. „Der bissige Hundekopf auf dem doppelschwänzigen Leib ohne Schuppen gleicht den Fabelwesen, von denen sie in kirchlichen Andachten gehört hatten.“
Das seltsame Tier wird ins Leipziger Rathaus gebracht, „Honorige und Gelehrte“ kommen zu keinem Schluss. Da berichtet einer von seiner Reise in die Schweizer Alpen und den Bildern der Kirche Zillis. Dort habe er einen solchen Fisch gesehen! Verfügt wird schließlich, auch das Gundorfer Geschöpf zu malen, zu dokumentieren, für die Nachwelt und die Wissenschaft.
Das Buch „Vom hundsköpfigen Fisch“ verdanken wir dem Gundorfer Andreas Schaaf. Unterhaltsam und kenntnisreich erzählt er darin Sagen und Geschichten aus dem nordwestlichen Elster-Luppe-Auewald nach, u.a. von der „Nixe in der Weißen Elster“, dem „Schatzhüter vom Bienitz“ oder „Irrlichtern im Auewald“.
Andreas Schaaf, der sich selbst als „Lesefetischist“ bezeichnet und ursprünglich aus Markranstädt kommt, saugt Geschichten in sich auf und gibt sie gerne weiter, z.B. an seine Söhne, aber auch an andere Interessierte. Wie ein Kriminalist verfolge er jede Spur, die er relevant finde, und lasse nicht mehr locker.
Er schreibe Leute an, sammle Material und fährt sogar in die Schweiz, um in der oben erwähnten Kirche eine Erlaubnis zum Fotografieren des hundsköpfigen Fischs zu erwirken. Der Ursprung der zugehörigen Sage, so der begeisterte Bibliotheksnutzer, sei durch eine Quelle belegt. Die Söhne meinen übrigens, im Buch würden Sex & Crime fehlen. Der Vater entgegnet: „Das Recht der ersten Nacht galt auch in Gundorf …“
Weil es namentlich so gut passt, bringen wir den Auewaldabschnitt „Am Hundewasser“ mit Andreas‘ Überlieferung in Verbindung. Leider war das ehemalige Hundewasser nicht Teil der Luppe, sondern der Weißen Elster.
siehe auch unseren Beitrag „Max aus Markranstädt“ (März 2020)