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Zoo der Vergangenheit

Zoo der Vergangenheit

Wir schauen mit Hilfe alter Ansichtskarten, Annoncen und Anpreisungen in die Vergangenheit des 1878 gegründeten Leipziger Zoos. In der Broschüre „Leipzig in Wort und Bild“, 1928 herausgegeben vom Ratsverkehrsamt, schreibt zum Beispiel Stadtrat Dietze: „Wenn man von den Sehenswürdigkeiten Leipzigs spricht, muß der Zoologische Garten mit genannt werden … Der gesamte Betrieb hat zwei Abteilungen: den eigentlichen Tiergarten und die Gastwirtschaft … Infolge einer ausgedehnten Zucht sind namentlich die Großkatzen das ganze Jahr über in fast allen Altersstufen vorhanden.

Die Leipziger Löwen sind weit über Deutschlands Grenzen hinaus bekannt … Bei alledem ist die Gartenleitung bestrebt, die Anlagen nach modernen Gesichtspunkten auszugestalten und die Tiere möglichst unter natürlichen Bedingungen zu zeigen.“ Und über das neue Dickhäuterpalmenhaus wird verlautbart, es sei „in seiner Art eins der größten und schönsten der Welt. Dessen Mittelfeld ist ein Palmenhain. Gleich daneben stehen die Elefanten, und zwar vom Beschauer nur durch einen Graben, nicht durch Gitter getrennt. Daß eine solche Umgebung auch einer Elefantenmutter mit ihrem Kind behagt, leuchtet ein.“

Im „Tourist Stadtführer-Atlas Leipzig“ von 1981 führen Walter Fellmann und Karl Czok aus: „Eine der meistbesuchten Sehenswürdigkeiten der Stadt Leipzig ist der Zoo in der Dr.-Kurt-Fischer-Straße.“ Von „jährlich annähernd 1,5 Millionen Besucher“ ist die Rede. „Der Ruhm des Leipziger Zoos gründet sich vorwiegend auf die Löwenzucht, gibt es doch auf unserem Planeten keinen anderen Tiergarten, in dem so viele Löwenkinder zur Welt gekommen sind wie in Leipzig, nämlich mehr als 2200, von denen einige sogar nach Afrika (!) exportiert wurden.“

In ihrem langen Beitrag erklären die Autoren, dass sich auf dem Gelände des Zoos einst das 1813 völlig zerstörte Ratsgut Pfaffendorf und später der Fettviehhof befanden, dass hier am 15. Oktober 1880 die ersten der vielen Löwen geboren worden sind und dass die Stadt den Zoo 1920 aus bis dahin privater Hand übernahm. 1926 entstand das Dickhäuterhaus, 1928 kamen die Raubtierterrassen hinzu, 1929 die Bärenburg und 1976 das Zooschaufenster.

Die Bärenburg, die Raubtierterrassen und das Dickhäuterhaus, aber auch die Raubvogelkäfige, die Ententeichanlage und der Affenfelsen entwarf der ehemalige Stadtbaurat Carl James Bühring ebenso schlicht wie verspielt, beeindruckend und einprägsam. „Bührings Architektur überzeugt“, meint Bernd Sikora in „Bauhaus und Art déco – Architektur der Zwanzigerjahre in Leipzig“ (2008), „durch die Verknüpfung der Details, die – in Verbindung mit klaren geometrischen Baukörpern –  den Formenprinzipien des Expressionismus und des Art déco folgen.“

siehe auch unsere Beiträge „Wie hieß das Pony?“ (März 2019) und „Leipziger Löwen“ (Februar 2014) sowie zu Bühring „In der Lößniger Straße I“ (November 2021)