Schnitzel und Gartenkneipen passen immer gut zusammen. Deswegen aßen wir in der Selli eins mit Blumenkohl (8,20 Euro) und in der Seilbahn eins mit Mischgemüse (ebenfalls 8,20 Euro), im Rosen-Stübl tranken wir einfach nur eine rote Limo. Doch der Reihe nach, wir waren mal wieder zwischen Blumen und Lauben unterwegs, unter anderem im Kleingartenpark Südost, welcher sich zwischen Wurzner und Theodor-Neubauer-Straße erstreckt.
Von der Wurzner Straße aus erkundeten wir die Lage, das Gartenlokal Selli (für Sellerhausen) ist dort ausgeschildert. Man kann auch von der Bernhardstraße kommen, dann steht man beinahe sofort vor der Terrasse. Vor dieser, dem Freisitz, befindet sich traditionell eine Wiese. Man sieht von hier auf die 18. Schule und die RiWa (Richard-Wagner-Schule; beide geschlossen) sowie auf die Haltestelle 199. 199 ist die Gartennummer eines Spartenfreundes, der Tor und Zaun originell und kinderfreundlich gestaltet hat – richtig als Haltestelle mit Bank zum Warten bzw. eher zum Ausruhen.
Wir aber saßen vor der Selli und ließen uns das erwähnte Schnitzel sowie eine Riesencurrywurst mit Pommes frites (5,50 Euro) schmecken. Den Selliturm, den wir eigentlich bestellen wollten (ja, wegen seines Namens!), hatten die Betreiber leider von der Karte genommen – er lief nicht wie gewünscht. Schnitzel und Currywurst können wir empfehlen! Nach dem Essen spazierten wir an der historischen Laube des Vereins vorbei und raus auf die Bernhardstraße; deren Verlängerung führt unter einer Bahnlinie entlang durch die anderen Sparten des Kleingartenparks Südost.
Gleich im Sonnenglück hätten wir erneut einkehren können, aber wir trugen ja noch Kugelbäuche vor uns her. Das Immergrün hat zur Zeit nicht geöffnet, dafür das Rosen-Stübl hinten in der Rosenaue. Und ob Ihr’s glaubt oder nicht, mitten im Leipziger Kleingartenglück hatten wir hier das Gefühl, in eine portugiesische Hafenbar geraten zu sein. Wer möchte, kann im Namen der Rose Super Bock trinken, Bier aus Portugal (www.superbock.pt). Wir nahmen eine rote Limo und staunten über ein schickes altes Fenster im Gastraum. Dann liefen wir den Emmausweg zur Emmauskirche und waren wieder in der Wurzner.
Noch in der selben Woche besuchten wir die Seilbahn in der Gohliser Max-Liebermann-Straße. Das Lokal verfügt über eigene Parkplätze, der Verein über ein Riesen-Graffiti in unmittelbarer Nachbarschaft, auf der Rückwand des Wertstoffhofes. Auf dem Bild setzten die ausführenden Künstler Mensch und Natur miteinander ins Verhältnis: Klein und jung der eine, groß und alt die andere. Die Leipziger Volkszeitung zeigte das Werk am 29.08.2014 und wusste zu berichten, dass Graffiti-Größe Uwe Arnold und Kollegen drei Wochen daran gearbeitet haben.
Es gibt noch mehr über die Seilbahn zu sagen, zum Beispiel dass die Sparte im Jahr 1917 von Adolf Bleicherts Fabrik für Drahtseilbahnen (Lützow- / Ecke Wilhelm-Sammet-Straße) als Anlage für Werksangehörige gegründet wurde, als Bleichertsche Gartenvereinigung Seilbahn. Lauft Ihr hindurch, dann landet Ihr irgendwann vor einer Voliere, entdeckt Wiesenwege im wahrsten Sinne des Wortes – die Querverbindungen! – und kommt wie wir zu dem Schluss: Das ist ein schöner Verein.
Und er hat eine gute Gartenkneipe! Neben dem oben angesprochenen Schnitzel mit Mischgemüse (wie früher, bloß besser) nahmen wir Hähnchenbrustfilet mit Tomate und Käse überbacken von der Tageskarte für 8,60 Euro. Beides schmeckte wunderbar. Und beim Bezahlen wurden wir zu Besitzern einer Rabattkarte, die für die Seilbahn und drei weitere Gaststätten ihrer Art gilt, unter anderem für die Froschburg in Möckern.
www.kleingartenverein-sellerhausen.de
www.kleingartenverein-seilbahn.de
www.riwa-beleben.de
Nachtrag im Oktober 2021: Sieben Jahre nach unserem ersten Besuch aßen wir erneut in der Seilbahn. Und weil wir oben den Preis von 2014 erwähnt haben, kommt hier der aktuelle für Schnitzel mit Mischgemüse und Pommes frites: 13,80 Euro. Das soll kein schlechtes Reden über eine gute Gohliser Gartenkneipe sein, nur die allgemeine Entwicklung der Preise illustrieren. Nach dem Essen freuten wir uns über eine auf dem Freisitz stehende Seilbahnkabine („Die Fischerin vom Riffelsee“) und wenige Meter weiter über eine zweite, die zwar leider nicht von Bleicherts stammt, aber immerhin aus Thale kommt.