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Alte Ansichten von Leutzsch

Alte Ansichten von Leutzsch

Ende Juni ist der nächste Bildband von Pro Leipzig erschienen, „Leutzsch – Ein Leipziger Ortsteil auf alten Ansichtskarten“. Wir haben das Buch in Leutzsch gekauft, in der Junghanßstraße 2, und sind wie immer bei dieser Reihe begeistert. Wilfried Grylla und Thomas Nabert präsentieren lokale Geschichte auf historischen Alltagsdokumenten, vor allem Architektur, Gastronomie und Gewerbe.

Seit Jahrhunderten, so die Autoren, stehe die Kirche im Mittelpunkt von Leutzsch; immer noch sieht es direkt drumherum recht dörflich bzw. kleinstädtisch aus. Vom nahen Tanzplan (super Name!) führt eine Schlippe zur Rathenaustraße und damit sowohl zu den Villen als auch zu den kommunalen und genossenschaftlichen Wohnanlagen der 1920er und 1930er Jahre.

Läuft man von der Kirche über die Hans-Driesch-Straße in südliche Richtung, landet man im schönen Park am Wasserschloss, einer Anlage mit interessant hügeliger Bodenbeschaffenheit. Hier, hinter dem auffälligen Rathaus von 1903/04 stand nach dem besagten Schloss das Weiße Haus, welches im Buch zu sehen ist – in der Realität seit 1973 leider nicht mehr.

Ebenfalls verschwunden ist der Leutzscher Wasserturm, der sich auf dem Gelände der heutigen Schwimmhalle befand. Mehrere Ansichtskarten im Pro-Leipzig-Band zeigen ihn und auch die gut gemachte Erinnerungsmalerei am Stadtbau-Wohnblock von 2020-22 in der Georg-Schwarz-Straße / Ecke Ellernweg, dem „Haus der Geschichte“.

An das größte landwirtschaftliche Gut des 1922 eingemeindeten Dorfes erinnert die Sattelhofstraße, deren Eingang seit einiger Zeit das Vinyl-Café bildet. Im Buch sehen wir, dass das Ladenlokal über lange Jahre und von verschiedenen Inhabern als Schreibwarengeschäft genutzt worden ist. Gegenüber befand sich das Kaffeehaus Rausch bzw. später das Carola-Café.

Wir staunen über das Leutzscher Volks-Theater (jetzige Geoerg-Schwarz-Straße 84) und einen romantisierenden Burgturm hinterm Straßenbahndepot und hätten gern in ihrer Blütezeit sämtliche Ausflugsgaststätten im näheren und weiteren Umkreis des 1856 eröffneten Bahnhofs (der hieß zunächst Barneck, erst ab 1885 Leutzsch) besucht, als da z.B. waren die Burgaue (mittlerweile Villa Hasenholz), der Waldhof, das Ritterschlösschen oder der Wilde Mann.

Das Buch zeigt u.a. auch die vielen Industriebetriebe, die Villen, das Prießnitzbad und weitere als die eben aufgezählten Gaststätten und es erklärt die Leutzscher Straßennamen mitsamt deren Bezügen zur Vergangenheit, z.B. bei der Landwaisenhaus-, Grabau- oder Schwylststraße. Tolles Buch!

Die von uns gezeigten Fotos stammen natürlich nicht aus Pro Leipzigs Ansichtskarten-Bildband, sondern von eigenen Spaziergängen durch Leutzsch; siehe auch unsere Beiträge „Sommer in Leutzsch II“ (August 2013), „Leutzscher Originalquelle“ (Dezember 2016) und „Blicke auf Leutzsch“ (Dezember 2023)