Ehemalige Feinkost-, Fleischer-, Zeitungs- und andere Läden sind in der Mierendorffstraße, der Martinstraße, der Papiermühlstraße bzw. gegenüber vom Rathaus Mölkau mit bloßem Auge zu erkennen. Die LVZ-Werbung („Volkszeitung“) an einem augenscheinlich vom Jugendstilarchitekten Paul Möbius stammenden Haus in der Merseburger Straße sieht man schon nur noch, wenn man’s weiß*.
Stichwort LVZ: Am Coppiplatz steht noch einer der früher weitverbreiteten Zeitungskioske, auch in Grünau gegenüber der „griechischen Windmühle“, dem Restaurant Kolossos, einst Zur Windmühle. In der Arthur-Hoffmann-Straße gab es mal Lebensmittel und gibt es weiter vorn noch die schwungvolle Werbeschrift über Aldi am Hochhaus. Und in der Leipziger Straße in Schkeuditz wird verblasst für Pelze geworben: „Qualität aus Tradition und Fortschritt“. Von 1.000 Jahren Schkeuditz ist darunter zu lesen, die Feier des Jubiläums fand bereits 1981 statt (zum hier gerade noch sichtbaren Brühlpelz-Fuchslogo siehe auch unseren Beitrag „Pelze vom Brühl“ vom April 2012).
Allgemein bekannt, weil mit ihrem Turm sehr auffällig ist die Ruine in der Zschocherschen Straße 78. In den Leipziger Blättern 58 vom Frühjahr 2011 widmet sich Karoline Mueller-Stahl der ehemaligen Maschinenfabrik Philipp Swiderski: 1888 gebaut, als Produktionsstandort bis 1990 genutzt (VEB Druckmaschinenwerke Leipzig), jetziger Eigentümer sei eine Immobilienfirma aus Thüringen. Und wir haben erst kürzlich die alte Werbung an der Wand gesehen! Wahrscheinlich, weil der historistische Turm dahinter alle Blicke auf sich zieht. Doch am Beginn eines Rad- und Fußweges steht immer noch recht deutlich: „Industrie-Werke GmbH / Werkzeugmaschinen / Blechbearbeitungsmaschinen / Transmissionen / Motoren / Maschinenteile“.
Ganz in der Nähe, ebenfalls in der Zschocherschen Straße (zurück in Richtung Felsenkeller), findet Ihr die Persil-Frau (siehe auch unseren Beitrag „Von Plag- nach Connewitz“, Februar 2013). Wenn Ihr Euch hingegen in Richtung Adler und über diese Kreuzung hinaus fortbewegt, gelangt Ihr zur Seilerei. Als Berufsschüler der nahen KBS II, heute Alte Handelsschule genannt, lachten wir, weil es wie Geilerei aussah (und aussieht). Vom gegenüberliegenden Giebel grüßt der Photograph Max Petermann aus der Vergangenheit.
Wer möchte, blättert schließlich zurück zu unseren „Alten Bildern I“ (Februar 2012) und erinnert sich der Sporett-Werbung an der mittlerweise abgerissenen Funkenburg im Ranstädter Steinweg.
* Tatsächlich, das Haus wurde 1904 nach Entwürfen des Leipziger Architekten gebaut! Siehe dazu das Buch „Paul Möbius – Jugendstil in Leipzig“ (DVA, 2007), welches erklärt: „Am Haus Merseburger Straße 90 verzichtet Paul Möbius zum erstenmal an einem Mehrfamilienwohnhaus auf ornamentalen Schmuck … Alles verschlungene Ornament, alle floralen Elemente und bewegten Formen am Bau, die typisch für sein Werk waren, sind hier durch waagerechte und senkrechte Profile, Steifen und Lisenen ersetzt.“