Wir wollen Susi nicht unterschlagen, aber die nachfolgend vorgestellten Raritäten hat eher Holger zusammengetragen, antiquarisch erworben, gehütet wie Augäpfel. Es handelt sich um historische Stadt- und Straßenbahnnetzpläne sowie eine sehr interessante Nachkriegsveröffentlichung der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) über völlig, teilweise und nicht zerstörte Gebäude in Leipzig.
Auf der Phönix-Heimat- und Wanderkarte aus den frühen Tagen der DDR sind u.a. Förstereien, Hünengräber und Wirtshäuser eingezeichnet, Cospuden existiert noch als Ort und die größten Gewässer rund um Leipzig sind der Auensee sowie der Elsterstausee. Gewandert werden konnte laut Kartenausdehnung bis nach Eilenburg, Wurzen, Grimma, Rochlitz, Limbach-Oberfrohna, Meerane, Gera, Zeitz, Lützen und Bad Dürrenberg. Vielleicht waren die Wanderer ja auch teilstreckenweise mit dem Zug unterwegs.
Eduard Gaeblers Automobil- und Radfahrer-Spezialkarte von Leipzig und Halle und der weiteren Umgebung stammt aus dem Jahr 1941 und vermerkt demnach Reichsautobahnen (fertig, im Bau, projektiert), außerdem Altertümlichkeiten wie Ziegeleien, Schäfereien, Chausseen und Kommunikationswege (Kommunikation wird hier im alten Sinne der fußläufigen Verbindung von Ort zu Ort verwendet). Steigungen – wichtig für Radfahrer – und Entfernungen sind zu entnehmen, zum Teil aber so winzig gedruckt, dass man sich fragt, ob die Leute damals bessere Augen hatten?
Der Liniennetz-Plan der Großen Leipziger Straßenbahn von 1936 galt für Straßenbahn, Omnibus und Außenbahn und empfahl, auch „Leipzigs schöne Umgebung“ zu erkunden und zwar am besten mit den städtischen Verkehrsmitteln. Die Busse tragen Buchstaben statt Zahlen als Kennzeichen ihrer Linien (wie auch in der DDR), die Anzeigen auf der Rückseite verleiten uns zu folgendem Exkurs:
„Die städtischen Hallenbäder bieten bei günstigen Preisen … Schwimmunterricht … Elektrische Bäder … Massagen …, außerdem im Stadtbad … Wellenbad, jeden Diensag von 14 Uhr an … Im Carolabad und Westbad … Heilschlammpackungen … Alle Bäder geöffnet täglich von 8-20 Uhr / Die städtischen Volksbäder bieten besonders verbilligte Wannenbäder und Brausebäder / Sie befinden sich in allen Stadtteilen“. Bei der Gaststätte Südbrause am Connewitzer Kreuz z.B. lässt sich der Name von der früheren Funktion als Brausebad ableiten.
Zurück auf die Straße: Auf dem 1951er Linienplan der Leipziger Verkehrsbetriebe fahren z.B. der A-Bus und der W-Bus so, wie wir das aus unserer Jugend kennen, Tarifgrenzen sind deutlich zu sehen, ebenso alle hiesigen Bahnhöfe und Haltepunkte. Unterschieden wird u.a. in Obus und Ombus (diese Abkürzung von Omnibus ist uns neu), Obuslinien waren laut Plan die A, B und G. Sie starteten alle am Busbahnhof Lützner / Ecke Saalfelder Straße und fuhren dann in die Lipsiusstraße (A), nach Miltitz (B) bzw. nach Markranstädt (G).
Der Atlas Leipzig gestern – heute – morgen von 1946 ist in seiner Informationsfülle eigentlich ein Thema für sich. „Kommt mit Euren Sorgen und Nöten zur Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands – Wir geben Rat, Auskunft und Hilfe, soweit es in unseren Kräften steht“, erklärt die SED auf der Rückseite. Davor gibt es detaillierte Karten und Grafiken zu Leipzig vor und nach dem Zweiten Weltkrieg. Sämtliche Gebäude und ihr Zerstörungsgrad sind einzeln zu identifizieren! Unter Stadtgeschichtsfreunden stellt das Heft eine Trophäe dar und kostet dementsprechend, sofern man es überhaupt in die Hände bekommt.
Danke, Holger!