Nicht jeden Tag scheint die Sonne, manchmal nieselt oder regnet es eben. Hauptsache, wir müssen nicht zum Winterdienst ausrücken! Müssen wir nicht, also können wir in Zschocher nach dem Lehrerstein auf dem Schwartzeplatz sehen. Von dem hatten wir auf einer der vielen guten Leipzig-Seiten im Internet erfahren. Nun stehen wir vor ihm und entziffern die verwitterte Widmung nur mit Mühe: „Unserem treuverdienten Lehrer Herrn Fried. Eduard Förster / gestorben am 18. April 1874 / von dankbaren Schülern und Schülerinnen“.
Gut, dass es einen Wikipedia-Eintrag über den Schwartzeplatz gibt. Ohne den hätten wir uns sowohl bei Friedrich als auch bei der 74 äußerst schwer getan. Außerdem wissen wir nun, dass die Grünfläche einst der Friedhof von Kleinzschocher gewesen ist und 1928-30 unter Stadtgartendirektor Nikolaus Molzen* zu einem Schmuckplatz umgestaltet wurde (siehe dazu auch das empfehlenswerte Buch „Leipzigs Grün“ von Petra Mewes und Peter Benecken).
An der Ecke von Dieskau- und Kulkwitzer Straße fiel uns ein ziemlich großes Baufeld ins Auge, hier wurde frisch gerodet (Google zeigt noch Baumbestand), wie auch weiter vorn in der Dieskau-, an der Creuzigerstraße, genau dort, wo eine der Zschocherschen Schlippen** beginnt und zur Windorfer Straße führt. Steht dem Stadtteil etwa ein Bauboom bevor? Die blauweißen Häuser hinter dem genannten Baufeld und fast an der Luckaer Straße hatten wir noch nie wahrgenommen, vom Stil her kommen sie uns wie 1960er-Jahre-Bauten vor, sind aber garantiert erst nach der Wende entstanden.
Aus dem Jahr 2012 haben wir noch ein Foto von der Kulkwitzer / Ecke Dieskaustraße. Es taucht bereits in unserem Beitrag „Alte Werbung I“ (November 2013) auf. Der Laden gehörte in der Vergangenheit zur HO und bot laut Inschrift unter anderem Konserven, Butter, Eier und Käse an. Mittlerweile ist das Haus saniert und die Eingangstür in ein Fenster verwandelt worden.
Bemerkt hatten wir zuguterletzt, dass das Giebelbild gleich am Johannes-Kepler-Gymnasium nicht mehr lange zu sehen sein wird, denn auch an dieser Stelle der Dieskaustraße wird gebaut. Das Bild wird wohl einfach verschwinden und vielleicht wie die Blumen-Hanisch-Werbung in der Innenstadt irgendwann bei einem Abriss wiederentdeckt werden (ebenfalls in unserem Beitrag „Alte Werbung I“ vom November 2013 enthalten).
Über den nahen und netten Martinsplatz laufen wir noch hinunter zur schlossartigen Tauchnitz-Villa, welche das sogenannte Monte-Carlo-Haus*** (Villa Leonhard) zum Gegenüber hat, beide schauen seitlich zur geschickt platzierten Taborkirche. Die ganze Ecke finden wir sehr reizvoll und suchen sie immer wieder auf, darum sind wir auch in der Lage, ein zehn Jahre altes Foto zu präsentieren, auf dem die erwähnten Gebäude zu erahnen sind und dessen Blickfang ein zur Tauchnitz-Villa gehörendes Kutscherhaus ist.
* siehe unsere Beiträge „Leipziger Grün I-IV“ (Mai und Juni 2014)
** siehe unseren Beitrag „Die Schlippen von Zschocher“ (Mai 2018)
*** siehe unseren Beitrag „Monte Carlo und Karl Tauchnitz“ (April 2013)