Jetzt geht’s dem Landkreis an den Kragen! Warum? Weil er, der ehemalige Landkreis Leipzig, ein sogenannter Kragenkreis gewesen ist, er lag wie ein Kragen um die Stadt bzw. den Stadtkreis Leipzig. Einige Reformen später gruppieren sich noch immer fünf kleinere Städte um die eine große – Markranstädt, Schkeuditz, Taucha, Markkleeberg und Zwenkau. Außer von der letztgenannten haben wir von allen ein paar alte Ansichtskarten, die Motive dürften sämtlich aus den 1970er und 1980er Jahren stammen. Wir beginnen mit Taucha und Markkleeberg.
Da sehen wir zunächst in Farbe ein Stück Eilenburger Straße, die Stadthalle mit Terrasse, den Gondelteich und das Bad (Fotos: Kühn) und auf der nächsten Karte die immer gut frequentierte Kreuzung an der Leipziger / Ecke Graßdorfer Straße (Foto: Lange). Auf der Rückseite unserer dritten Tauchaer Ansichtskarte fehlen die Erläuterungen (Fotos: Lange), während wir auf der vierten gleich fünf Bilder zu sehen bekommen und zwar das Stadtbad, die Schöppenwiese, das Heimatmuseum, das HO-Kulturhaus „Stadthalle“ sowie den Imbiß im Stadtbad (Fotos: Wolf). Deutlich wird hier auch, dass Taucha die selben Stadtfarben hat wie Leipzig.
Wechseln wir nach Markkleeberg, zunächst nach Mitte und erfreuen uns am stattlichen Rathaus, rechts davon ist die Sparkasse platziert (Foto: Kühn). Dann folgen ein Gruß von der Agra 79, der Landwirtschaftsausstellung der DDR mit Pavillon und Landmaschinen (ohne Fotograf), sowie aus der Sonnensiedlung* (Foto: Kühn), die nach 1960er Jahren und AWG-Häusern aussieht. Schließlich haben wir noch eine schöne Farbansichtskarte mit HO-Parkgaststätte, Blick zum Pavillon, Imbißzentrum und der Gaststätte Agra-Club zu bieten (Fotos: Wolf). Nun fragen wir uns: Wo befand oder befindet sich der Agra-Club?
* Katrin schrieb: „… in Markkleeberg heißt es Sonnesiedlung.“
siehe auch unsere Beiträge „Zwischen LPZ und MKBG“ (Mai 2019), „Herbst am See II“ (Oktober 2016), „Sgraffiti in Taucha“ (April 2023) und „Ancient-Trance-Vorfreude“ (August 2016)
Herzlichen Dank an Andreas samt Mutti!
Das Buch „Heimatgeschichte für Leipzig und den Leipziger Kreis“, 1927 herausgegeben von Karl Reumuth und erschienen im Verlag der Dürr’schen Buchhandlung in Leipzig, enthält ein paar erstaunliche Zeilen über Taucha: „Erzbischof Albert von Magdeburg, der zuvor schon gegen Dietrich eine feindliche, mindestens zweideutige Haltung eingenommen hatte, drang in das markgräfliche Land ein und erbaute das feste Schloß Taucha (1220); sein Nachfolger (seit 1232/33) umgab den anliegenden Marktort mit einer Mauer. So erhob sich infolge der geschilderten Fehden, bei denen Leipzig eine ungewöhnliche Rolle spielte, das benachbarte Taucha zu einer Stadt von bürgerlich wehrhafter Art.“
Gemeint ist Markgraf Dietrich (der Bedrängte) von Meißen, der Landesherr. Bei den Fehden ging es um Auseinandersetzungen zwischen Papst und König bzw. Kaiser sowie innerhalb der Monarchie zwischen Staufern (Friedrich II.) und Welfen (Otto IV.) und um deren Auswirkungen auf unsere Region, u.a. werden in dem Zusammenhang die Leipziger Wirren genannt. Wir werden darauf zurückkommen …
Nachtrag 1: Heike teilte uns ihre Erinnerungen zum Aufmacherbild mit. „Auf dem Weg zum und vom Tauchaer Bad machten wir an diesem Haus Boxenstop und kauften uns im Süßwarenladen so allerlei Leckereien, Schaumfußballer, Katzen, Hunde, einzeln in der Papiertüte – die gelben schmeckten nach Banane, Komprimaten, Schokolierte Kokosflocken, Big-Babaloo-Kaugummis mit Comic-Bildchen, Zuckerstangen. Alles, was man sonst nirgends bekam. Auch im Kaufhaus Fischer bekam man damals z.B. die ersten Sweatshirts, fast alle in der Klasse liefen dann mit den selben Pulli rum.“ Und Ingo ergänzte: „Der Schokoladenpeter – lang ist es her.“ Super! Danke!
Nachtrag 2: Frank machte sich extra auf den Weg, um den Agra-Club zu fotografieren. Er fand ihn fast im Originalzustand vor. Unglaublich! Herzlichen Dank!