Unsere Stadt entstand an der Kreuzung zweier historischer Handelsstraßen, der via imperii (Reichsstraße – von Hamburg/Lübeck bis nach Italien) und der via regia (Hohe Straße bzw. Straße des Königs – von Santiago de Compostela bis nach Kiew). Der Name Reichsstraße ist bis in unsere Tage im Stadtplan zu finden, die Königsstraße führte in etwa über den Brühl. Nach heutigem Straßenverlauf ist Leipzigs erste Kreuzung also die von Brühl und Reichsstraße, in alten Zeiten lag sie allerdings etwas weiter westlich, am jetzigen Richard-Wagner-Platz. Wir bringen zwei Zitate:
Leipzig-Lexikon (www.leipzig-lexikon.de): „In der Leipziger Altstadt verlief die via imperii zunächst entlang der Petersstraße zum Markt, weiter entlang der Hainstraße zum ersten, slawischen Markt auf dem Richard-Wagner-Platz, kreuzte dort am Brühl die via regia, und führte weiter am östlichen Ufer der Parthe und Elster nah des Vorwerks Pfaffendorf nach Norden. Später wurde sie etwas nach Osten verschwenkt und verlief seitdem entlang des Neumarkts, kreuzte auf der Grimmaischen Straße die via regia und führte weiter entlang der Reichsstraße sowie der Hallische Gasse (heute Am Hallischen Tor) zum Hallischen Tor.“
„Leipzig – Historische Straßen und Plätze heute“ (Verlag für Bauwesen, 1979): „Mit dem Bau der Stadtmauer, der vermutlich zwischen 1265 und 1270 erfolgt sein wird, rückte die frühere via regia an die nördliche Peripherie der Stadt und verlor so den Charakter einer Durchgangsstraße, während die Reichsstraße weder ihren Namen noch ihre ursprüngliche Bedeutung einbüßte. Der in das Stadtgebiet einbezogene Teil der via regia erhielt dann den Namen Brühl, eine Bezeichnung, die auf eine tieferliegende, mit Gras und Büschen bewachsene, leicht sumpfige Fläche hinweist. Die Grabungen, die 1950/56 vorgenommen wurden, haben allerdings ergeben, daß hier entgegen der bisherigen Annahme niemals Sumpf oder Moor war, sondern ein solches Gebiet erst weiter nördlich hinter dem heutigen Tröndlinring begann, so daß die Bezeichnung Am Brühl wesentlich zutreffender wäre.“
Alte Aus- und Einfallstraßen (Westen: Ranstädter Steinweg – Jahnallee – Lützner / Merseburger; Norden: Gerberstraße – Eutritzscher – Georg-Schumann- / Delitzscher Straße; Osten: Grimmaischer Steinweg/Straße – Dresdner / Prager Straße; Süden: Peterssteinweg – Karl-Liebknecht-Straße – Bornaische / Koburger) ziehen vom Zentrum aus ihr Netz über die Karte, verzweigen sich und werden ihrerseits von Querverbindungen gekreuzt.
Zu Leipzigs erster Kreuzung haben sich im Lauf der Jahrhunderte unzählige große und kleine Straßenschnittpunkte gesellt. An manchen stehen markante Gebäude, wie zum Beispiel der neue Rundling am Westplatz, andere sind ziemlich groß, wieder andere sogar schön und die meisten einfach ganz normal.
Aus der Chronik der Stadt Leipzig für 1994 (zu finden auf leipzig.de):
11.01.: Das Wahrzeichen der stadtbekannten Kreuzung „Am Adler“, der vergoldete Adler, das Hauszeichen der ehemaligen Gaststätte „Goldener Adler“, wird von dem Gebäude abgenommen und bei einem Steinmetzmeister eingelagert. Das über hundertjährige Gebäude, das völlig verrottet ist, muss abgerissen werden. Es soll durch einen Neubau ersetzt werden. Die historische Gaststätte ist bereits im März 1983 geschlossen worden.