Bier zu verkosten, ist nicht die Schwierigkeit, die subjektiven Geschmackserlebnisse anschließend in möglichst obkjektive Worte zu fassen, aber schon! Andreas und Matthias haben da Beachtliches geleistet und mit diesem zweiten Teil ihre selbstgestellte Aufgabe sicherlich noch nicht endgültig erledigt. Unser Aufmacherbild zeigt einen Getränkemarkt in Schleußig.
Lotteraner Summer Ale aus Leipzig im Test
Das obergärige Bier der Gattung Ale ähnelt dem Pale Ale, hat aber einen niedrigeren Hopfengehalt. Die Farbe ist goldgelb und ein wenig trüb. Von der üppigen Schaumkrone ist bald nicht mehr viel zu sehen. Auch dieses Bier aus der Ratskeller Braumanufakturverströmt verströmt einen leckeren, fruchtigen Geruch. Es ist ein leichtes Bier mit 4,5 % Alkohol. Der Antrunk ist angenehm mild mit leicht fruchtigen Nuancen. Trotzdem ist das Ale etwas süffig, hat aber wenig Restsüße. Im Gesamteindruck schmeckt der Trunk trotz der geringeren Hopfung sehr ausgewogen.
Rotbier aus der Plagwitzer Brauerei im Test
Dieses kupferfarbene Bier hat eine leichte Trübung und knapp 5 % Alkohol. Die Schaumkrone zieht es vor, nach kurzem Auftritt das Glas zügig zu verlassen. Der Antrunk schmeckt mild-süffig und würzig, letzteres gilt auch für den Geruch. Rotbier ist untergärig und wird lediglich mit Gerstenmalz gebraut. Die dem Bier typische leicht süßliche Malznote dominiert auch hier den Getränke-Prüfling. Im Nachgang tritt sodann eine deutliche, herb-blumige Hopfung zu Tage, die sich aber erst nach einiger Zeit richtig bemerkbar macht und lang anhaltend ist. Sehr angenehm! Die Plagwitzer Brauerei wurde 2019 von Jakob Treige als Ein-Mann-Unternehmen gegründet. Hauptsächlich wird Fassbier für viele Gaststätten und den eigenen Ausschank hergestellt, aber auch Flaschenbier. Jakob verzichtet auf jegliche Etikettierung, unterscheiden kann man seine Biersorten an der farblichen Diversität der Kronverschlüsse.
Barley Wine von Synde Bräu aus Leipzig im Test
Was ist das für ein Bier? Übersetzt könnte man Barley Wine als „Gerstenwein“ bezeichnen. Der Stoff kommt aus England, entstanden ist er zwischen dem 18. und 19. Jahrhundert. Die Engländer hatten mal wieder Stress mit Frankreich, die schickten keinen Wein mehr, als Ersatz wurde das Bier auf der Insel stärker eingebraut. Mit einem Alkoholgehalt von rund 10 % näherte sich das Bier dem Wein an. Außerdem wurde es längere Zeit in Holzfässern gelagert und anschließend aus Weingläsern getrunken. Aufgrund des hohen Alkoholgehalts und der geringen Kohlensäure eignet es sich hervorragend als Lagerware. Das Starkbier von Synde hat 9,2 % Alkohol, eine tolle, cremige, etwas gelbliche Schaumkrone und einen fruchtigen Geruch. Die Farbe ist trüb-rotbraun, der Antrunk malzig-süß. Die Fruchtnoten reichen von Cranberry über Brombeere, Rosine bis Grapefruit und Orange. Die für diesen Bierstil typischen, kräftigen, kernigen und süffig-süßen Malzaromen treten deutlich hervor. Letztere setzen leicht röstige bis nussige Akzente. Süße und Säure sind gut ausgewogen. Der Ausklang ist süß-würzig, fruchtig mit genügend Bitterkeit. Den Abschluss bilden wieder gut wahrnehmbare Röstmalznoten.
Hopfengalerie Tango Single-Hop Pale Ale von Synde Bräu im Test
Das Bier ist leuchtend bernstein-orangefarben, etwas trüb und hat eine sahnige, altweiße Schaumkrone. Von Biertyp her ist es ein obergäriges Pale Ale mit 5,8 % Alkohol. Der Geruch ist sehr fruchtig, mit Mango, Banane und Mandarine. Im Antrunk ist das Bier samtig, malzig mit feinperliger Kohlensäure und leckerer Fruchtigkeit. Mit nachhängender Säure und schöner Hopfenwürze endet das Pale Ale mit einer im Nachgeschmack steigenden Intensivität. Sehr langer Abgang! Lecker, unbedingt probieren! Hier müssen wir was zum verwendeten Aroma-Hopfen sagen. Die Sorte Tango ist eine völlig neue deutsche Züchtung, sie wird als brautechnisches Multitalent beworben. Dieser Hopfen wurde 2020 durch die GfH (Gesellschaft für Hopfenforschung) beim EU-Sortenamt angemeldet und ist erst seit Herbst 2022 auf dem Hopfenmarkt für alle Brauer verfügbar. Was der Tango-Hopfen so drauf hat, ist in der Grafik zu sehen. Synde-Bräu Leipzig wurde 2017 von Nico Synowzik gegründet, seit September 2018 wird gebraut. Das Erscheinungsbild seiner Biere geht auf einen weltweiten Designwettbewerb im Internet zurückgeht, die „syndige“ Schlange kam letztlich aus Ex-Jugoslawien. Der Brauereiname leitet sich von Nicos Spitznamen Synne ab und wurde nach vielen Bieren und Gedankengängen schließlich Synde – den Einfall hatte eine Frau. Meist sind vor Ort bis zu zehn Sorten Bier auf Lager, die man in Flaschen mitnehmen oder sich vor Ort aus dem Fass ins Glas füllen lassen kann.
Weiße Elster Pilsener im Test
Zum Abschluss des Leipziger Bier-Wochenendes testen wir das Pilsener „Weiße Elster“, ein vierfach kalt gehopftes Bier mit Hallertauer Mittelfrüh und Hallertauer Taurus. Der Alkoholgehalt beträgt 4,9 %. Optisch besticht nach dem Einschenken ins Glas zunächst eine absolut geil aussehende Krone. Die Färbung ist goldgelb und ein wenig opal-trüb. Angenehm hopfiger, aromatischer Geruch nach Harz, Gras, Grapefruit, Zitrone, etwas Orange und einem Hauch Mango und Maracuja. Im Antrunk sehr spritzig, dank der gut dosierten Kohlensäure, etwas bitter, aber lecker hopfig, die Aromen Malz und Honig machen sich bemerkbar. Der knackig dosierte Hopfen kann sich gut entfalten, es schmeckt weiterhin malzig und ein wenig honigartig süß, die sanft aufbauende Bitterkeit kann sich recht intensiv bemerkbar machen. Der Abgang beeindruckt durch seine leckeren Hopfennoten. Die anderen Geschmäcker wie Honig, Malz und Früchte verlieren sich mit der Zeit. Es bleibt ein leicht bitterer Nachgeschmack aus Hopfen mit einer würzigen Note. Ein sehr aromatisches Pilsener und absolut zu empfehlen! Kreiert wurde das Pilsener in Leipzig von Jann & Cathrin von der Brelie GbR. Als sogenannte „Gastbrauer“ arbeiten die beiden mit verschiedenen Brauereien. Gestartet wurde 2014 im Brauhaus zu Röglitz, westlich von Leipzig, aber schon in Sachsen-Anhalt gelegen. Seit 2016 werden die beiden angebotenen Sorten Pilsener und Pale Ale in der Familienbrauerei Bergt in Reichenbrand bei Chemnitz in offener Gärung, langer und kalter Reifung, fehlender Filtration und Pasteurisierung mit sechs- bis neunwöchiger Reifezeit hergestellt.
Herzlichen Dank noch einmal an Andreas und Matthias!