Schöne Plätze

Ab in die Gartenkneipen XII

Ab in die Gartenkneipen XII

Der Aufenthalt in einer Gartenkneipe gleicht einem kleinen Urlaub, in Leipzig gibt es dafür viele Ziele – wir haben wieder zwei besucht. Das erste liegt im Norden inmitten gepflegter Parzellen und überraschte uns mit seiner Größe, die Rede ist vom Kulturhaus Eutritzsch. Ein für Gartenkneipen riesiger Bau mit zwei Sälen, Veranda und Freisitz lädt zum Verzehr von tschechischem Bier, roter Limo und den genretypischen Speisen, wie z.B. Rostbrätel mit Senf und Zwiebeln (schmeckte fast schon wie ein Steak Strindberg) oder Schnitzel mit Blumenkohl. Vor dem Lokal stehen grüne große Schattenspender, toben Kinder auf dem Spielplatz und sitzen alle Generationen gutgelaunt beieinander. Wir kamen von der Thaerstraße, von der das Kulturhaus den Spitznamen Thaerpappe hat, und gingen nach Essen und Gespräch in Richtung Mosenthinstraße, in der wir ein weiteres Lokal, das Kastaniengrün, bemerkten.

Gartenkneipe Nr. 2 für uns war diesmal allerdings das Ostende am alten Bahnhof Schönefeld, welcher sich seinerseits an der Grenze zu Paunsdorf versteckt hält*. Von der Elisabeth-Schumacher-Straße gelangt Ihr am geradlinigsten dorthin, wo die Omi kocht. Das Ostende wirbt mit diesem Slogan („Hier kocht Omi“) und führt lauter lustig benannte Gerichte auf der Karte, u.a. Omis Gartenschaufel, den Mutti- und den Laubenteller oder die Gehwegplatte für Leute mit massivem Hunger. Ihr bekommt Bockwurst, Soljanka, Würzfleisch, Bauernfrühstück und Schnitzel, einfach alles, was man in einer traditionellen Gartenkneipe erwartet. Auch fehlen weder Bäume noch der Spielplatz vorm Haus, ein Teil des Freisitzes ist überdacht. In der Ferne hört man die Bahn  – das ist wahrhaftig wie früher bei Oma und Opa im Garten.

In Eutritzsch wird am 12. August Sommerfest gefeiert, im Ostende läuft am 15. Juli Omis Schlagernacht mit einem Beatrice-Egli- und einem Roland-Kaiser-Double.

www.kulturhauseutritzsch.de +++ www.gaststaette-ostende.de

* siehe unseren Beitrag „Verlassene Bahnhöfe X“ (September 2014)

Nachtrag 1: Im Leipziger Gartenfreund, dem Mitteilungsblatt des Stadtverbandes Leipzig der Kleingärtner e.V., Ausgabe November 2016, erklärt Chronist Dieter Krüger, „Wie der Verein zu seinem Namen kam: KGV Leipzig-Eutritzsch ‚An der Thaerstraße‘ e.V.“. Von der Gründung im Jahre 1894 bis heute habe es elf Namen gegeben, gestartet war man als Häring’sche Gartenvereinigung, nannte sich zwischenzeitlich Schreber-/Hauschild-Verein, dann nacheinander Kleingartengruppe, -hilfe und -sparte, von 1971 bis 90 nach dem Vereinsmitglied und Widerstandskämpfer Heinrich Budde** und ab da KGV Leipzig-Eutritzsch „An der Thaerstraße“.

** das kann man auf Steintafeln noch lesen, wenn man von der Thaerstraße kommt

Nachtrag 2: Ende Juli stießen wir im Internet auf den Bild-Leipzig-Artikel „Fünf Gartenkneipen, die (noch) ein Geheimtipp sind“ vom 24.06.2017. Vorgestellt wird u.a. das Ostende, in dem Karsten Knebel „nach den Rezepten seiner Oma“ kocht. Außerdem dabei sind Waldluft***, Drei Kastanien****, Seilbahn***** sowie die Futterkiste.

*** siehe unseren Beitrag „Ab in die Gartenkneipen IV“ (Juli 2014)
**** siehe unseren Beitrag „Ab in die Gartenkneipen V“ (August 2014)
***** siehe unseren Beitrag „Ab in die Gartenkneipen VI“ (September 2014)