Wie schon mehrfach angedeutet, verfügen wir über einen Vorrat an alten Bildern, darunter befinden sich nicht wenige selbstgeschossene Fotos aus allen Ecken der Stadt. Diese haben oftmals zwar leider nicht die Qualität der heutigen Digitalaufnahmen, dafür aber dokumentarischen Wert, gerade wegen der vielen Veränderungen seit 1990. Aktuell in die Hände fielen uns Ansichten aus der Innenstadt sowie aus den damaligen Stadtrandgemeinden Burghausen und Rückmarsdorf.
Zu sehen sind der Bowlingtreff am Leuschnerplatz (als er noch geöffnet war), die Margonwasser-Werbung in der Petersstraße (heute verdeckt vom Petersbogen), das Traditionsgeschäft Samen-Koch in der Reichsstraße, der Erker in der Hainstraße 8 sowie das Kosmoshaus am Eingang der Gottschedstraße.
„Aus der Mitte des 16. Jahrhunderts entstammt das Haus … Nr. 8. Der Erker ist reich und vorzüglich geschnitzt (um 1680). Er ist ohne Zweifel von demselben Meister, der den an der Petersstraße 12 fertigte“, lesen wir in „Alt-Leipzig – Ein Führer zu den baugeschichtlichen Resten der inneren Stadt“, erschienen 1911, über die Hainstraße 8.
In „Leipzig – Historische Straßen und Plätze heute“ von 1979 erfahren wir über ebenjenes Haus: „Der Erker sowie die Dachgauben wurden 1711 angebracht. Das in letzter Zeit restaurierte Gebäude selbst stammt, …, noch aus dem 16. Jahrhundert und wird zu den ältesten Häusern Leipzigs gerechnet.“
„Es ist das älteste erhaltene Bürgerhaus der Stadt“, wissen die Autoren des Buches „Leipzig – Architektur von der Romanik bis zur Gegenwart“ und datieren die Bauzeit in die Jahre 1542 bis 1545. Sie erwähnen u.a. auch, dass der „russische Schriftsteller, Aufklärer und Revolutionär Alexander Nikolajwitsch Radischtschew … während seines Studienaufenthaltes in den Jahren 1768 bis 1771 in diesem Haus Quartier“ nahm. Die Tafel unten rechts auf unserem Foto dürfte daran erinnert haben.
Vom westlichen Rand der Stadt kommen Kuriositäten: Die heutige Grundschule in Rückmarsdorf war einst eine Oberschule, also zehnklassig, und nach Arkadi Gaidar, dem Autor des Buches „Timur und sein Trupp“ benannt. Die ehemalige Gaststätte gegenüber der Schule wiederum hieß „Friedenseiche“ und machte mit einem Arm inklusive Hand und Bierglas auf sich aufmerksam.
Das Burghausener Bild schließlich zeigt die Apotheke, die es nicht mehr gibt, neben dem Fleischer, den es nicht mehr gibt, an der Hauptstraße, welche sich von Rückmarsdorf nach Gundorf (Böhlitz-Ehrenberg) durch den Ort schlängelt.