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In der Leutzscher Eisenbahnstraße II

In der Leutzscher Eisenbahnstraße II

(A.H.) Franz-Flemming-Straße 15, Baujahr 1906/07, alle Fabrikationsanlagen abgerissen vor 2000, nur Vordergebäude erhalten, Kulturdenkmal: Verwaltungsgebäude einer Fabrik, mit seitlicher Toreinfahrt; Verwaltungsgebäude mit Granitsockel und Putzfassade, Reformstil-Architektur

Fritz Springer und Christian Möller gründeten 1895 die Firma Springer & Möller. Dazu wurde im Brühl 6 ein Ladengeschäft angemietet. Neben dem Lack-und-Farben-Groß- und -Kleinhandel wurden auch Werkzeuge und Utensilien für den Malerbedarf verkauft. Das Geschäft blieb bis 1902 im Brühl 6 und wurde im selben Jahr in die Hainstraße 27 verlegt. Dort wurde bis ins Jahr 1907 gehandelt, im Anschluss wurde der Laden von Dr. Schultze betrieben, mit Hinweis auf den vormaligen Nutzer. Die Produktion von Farben und Lacken fand seit 1899 in der Gerberstraße 29 im Hintergebäude nahe der Lohmühlgasse statt. Eigentümer Leopold Robitzsch hatte dort bis 1899 seine Kolonial- und Zuckerwarengroßhandlung. Nachdem diese in die Dessauer Straße 8 verlegt worden war, vermietete Robitzsch die Räumlichkeiten in seinem Grundstück. Der Neubau in der Leutzscher Eisenbahnstraße 15 wurde 1906 bezogen. Der Betrieb produzierte u.a. auch Buch- und Steindruckfarben, war also auch für die grafische Industrie tätig, desweiteren Autolacke, Sperrgrund (Baugrundierungen), Rostschutzfarben usw..

Mitte 1929 wurde die Firma Springer & Möller in eine Aktien-Gesellschaft umgewandelt. 1946 folgte die Enteignung der Farbenwerke, welche 1948 rechtskräftig wurde. Die neue Bezeichnung lautete VEB Lack- und Farbenfabrik Leipzig-Leutzsch. Infolge der Zusammenlegung des VEB Lackfabrik Mölkau, des VEB Lackfabrik Leipzig-Leutzsch und des VEB Lackfabrik Rückmarsdorf entstand 1953 der VEB Farben- und Lackfabrik Leipzig mit Sitz in der Franz-Flemming-Straße 15. 1978 wurden dem Werk in Leutzsch der VEB Chemiepalette Leipzig, VEB Chemocolor Leipzig, VEB Industrielacke Engelsdorf und VEB Technolack Leipzig eingegliedert. Um 1949/50 wird auf dem Gelände der Farbenfabrik der VEB bzw. VVB Plasta erwähnt. Dieser Betrieb war mit der Herstellung von Kunstharzen und der Anfertigung von Pressteilen für alle Gebiete der Technik betraut. 1952 wird für diese Firma die Adresse Richard-Wagner-Straße 10 angegeben. Daher vermuten wir, dass schon zu dieser Zeit die Produktion nach Espenhain in den VEB Plasta Kunstharz und Pressmassenfabrik Espenhain verlagert worden war und sich in Leipzig nur ein Büro bzw. eine Außenstelle befand.

Franz-Flemming-Straße 16, vermutliches Baujahr 1922, erhalten, Kulturdenkmal: Eingangstrakt einer Fabrik (Anschrift: Hans-Driesch-Straße 54) mit Werkhalle, Wasserturm und Drehscheibe des ehemaligen Betriebsgleises, weiterhin Mietshaus (Anschrift: Franz-Flemming-Straße 16) in offener Bebauung; Hauptgebäude Putzbau mit betonter Eingangsfassade, markanter, farbig gestalteter Wasserturm, Mietshaus mit Putzfassade im Reformstil. Das Gebäude wird nicht vor 1922 in den Adressbüchern erwähnt. Nutzung als Mietshaus, Eigentümer und Bauherr war die Springer & Möller Farbenfabrik. Zum Grundstück gehört auch die Hans-Driesch-Straße Nummer 54, eine Fabrikerweiterung von Springer & Möller aus dem Jahr 1936 (und frühere Bauten).

Nachdem hier 1997 die Produktion beendet worden war, wurde das Gebäude von 2003 bis 2015 als Theater-Fabrik Sachsen genutzt. Nach einem Brand- und Buttersäure-Anschlag auf das Theater im Oktober 2015 wurde das Haus geschlossen und im Anschluss geplündert. Im Oktober 2017 wurde in den Resten der Theater-Fabrik erneut gebrandschatzt, die Feuerwehr musste löschen. Ein YouTube-Video aus den Jahr 2020 von Urbex LE Lost Places ist hier zu finden: https://www.youtube.com/watch?v=To_iGe1gdNY. 2020 begannen Umbauarbeiten mit dem Ziel, 75 Eigentumswohnungen zu errichten. Diese sind mittlerweile augenscheinlich fertiggestellt und bezogen.

Herzlichen Dank an Andreas!