In der kürzlich von Frank zu uns gewechselten Bierdeckelsammlung befanden sich neben unzähligen Pappuntersetzern auch einige Tropfdeckchen bzw. -blättchen, welche unten an der Tulpe ihren Platz einnahmen oder auf der Kaffeeuntertasse, mit Leipziger Motiven. Ein, zwei davon mussten wir schon stolz auf unserer Facebook-Seite zeigen – wir konnten uns nicht zurückhalten -, hier kommt eine ganze Parade!
Unter den Werbetreibenden finden sich einige bekannte Brauereien, einige bekannte Kaffeehäuser sowie Gewerbetreibende, die uns weder Begriff waren noch sind. Den Foto-Kino-Laden aus der Hainstraße glauben wir optisch noch in Erinnerung zu haben, Julius Linkes Nachfahren (Johannisplatz und Schützenstraße) oder aber das bulgarische Nationalitätenrestaurant „Sofia“ (Katharinenstraße 17) hingegen müssen vor unserer Zeit aktiv gewesen sein.
Im Café am Hochhaus am Augustusplatz – mit dem Hochhaus ist nicht der Uniriese, sondern das von Krochs gemeint – haben wir 1990 sogar mal gesessen, im Café Centra („Frühstück ab 8 Uhr“) in der Petersstraße nie. Und VENAG-Kaffee* aus Halle (Raffineriestraße 28a) kannten wir auch nicht, was wenig verwundert, denn zu DDR-Zeiten haben wir noch gar keinen Kaffee getrunken.
Im schönen Buch „Komm, wir gehen in die Stadt!“ von Herbert und Frank-Uwe Pilz wird über das Café Centra** im Concentra-Haus (darum der Name) berichtet. Die HO begründete es im Jahre 1949 und experimentierte dort im darauffolgenden Jahrzehnt mit Selbstbedienungs- und Ticket-Konzepten herum, nicht zur Freude der Gäste.
Deren Zuneigung holte sich das Lokal mit einem anderen Kniff zurück. Wir zitieren Pilz & Pilz: „Legendär … blieb der ‚Centra-Kaffee‘. Er war infolge einer höheren Einsatzmenge von Kaffeepulver als das sonst in den Gaststätten erhältliche ‚Käffchen‘. Statt der vorgeschriebenen 6,5 g Kaffeepulver je Tasse kamen hier 9 g zum Einsatz.“
Zum Café am Hochhaus weiß Helmut-Henning Schimpfermann in seiner 1991 erschienenen Übersicht Leipziger Lokale: „1912 als Konditorei und Café Corso … eröffnet. … Im Frühjahr 1991 wurde das Café von der Treuhandanstalt an die südkoreanische Firma Kim verkauft, die es zu einem koreanischen Spezialitätenrestaurant umbauen will.“
* Julius durchforstete für uns wieder das Internet und fand u.a. heraus, dass VENAGs Ursprünge in der Kaffeefabrik Heinrich Franck & Söhne liegen, die auch Zichorienkaffeefabrik und Kaffeesurrogatefabrik genannt wurde. Nachfolger der VENAG war der VVB Süß- und Dauerbackwarenindustrie, welcher u.a. für die fachgerechte Herstellung von Russisch Brot („ein knuspriges Eiweißgebäck ·mit hohem Zuckergehalt in verschiedenen Formen, z.B. Ziffern und Buchstaben“) die Verantwortung trug. Wikimedia vermerkt über die Francksche Fabrik: „Erbaut 1901 unter der damaligen Adresse Raffineriestraße 28a, später VEB Kaffee Halle, danach VENAG GmbH, Stilllegung der Produktion 1993, heute u.a. Handwerkerhof, Thüringer Straße“. Herzlichen Dank, Julius!
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