Horns Fabrik hatten wir schon mal, diesmal aber geht es nicht um Alkoholitäten, sondern um Messgeräte, nicht um Wilhelm, stattdessen um Theodor Horn. Letzterer betrieb in Großzschocher eine Fabrik „für Tachometer, elektr. Meßinstrumente und Kleinelektromotoren“. Seit 1885 war er in der Branche tätig, seit 1899 in der heutigen Hornstraße. Die wurde 2006 nach ihm benannt, zuvor hatte sie keinen Namen, war wahrscheinlich gar kein öffentlicher Verkehrsweg, sondern jahrelang ein innerbetrieblicher.
„… dort habe ich von 1979 bis 1982 im Fernmeldewerk, Betriebsteil 3, Großzschocher gearbeitet. Zu dem Betriebsteil gehörte damals alles, was (in der Ecke hinterm Bahndamm) auf der linken Seite der Dieskaustraße steht. Besonders eindrucksvoll und interessant war ein ’schallarmer‘ Raum in einem Gebäude im hinteren Teil des Werkes, in dem Mikrofone und später auch Lautsprecherboxen vermessen wurden“, verriet uns Wortblende-Blogger Harald.
Gehörte der große Blechkasten dazu? Harald sagte: „Ja, der Neubau ist das 1980/81 eingeweiht RÜT-Gebäude. RÜT = Rationalisierung der Übertragungstechnik. Dort gab es auch eine ‚geschlossene Produktion‘, d.h., dort wurden in einem gesicherten Fertigungsbereich Strafgefangene eingesetzt. Soweit ich mich erinnere so etwa 40 weibliche und 90 männliche Sträflinge. Das Leitungspersonal wurde durch das MfS ausgewählt …“
Auf den Seiten historischebrandmeldetechnik.wordpress.com (Stichwort: Gerätewerk Leipzig) und historische-messtechnik.de erfahrt Ihr mehr. Harald verweist außerdem auf Klaus-Dieter Schmidts Buch „Das Fernmeldewerk Leipzig“, 2013 erschienen im Engelsdorfer Verlag. Ergänzen möchten wir die Liste um die beiden Pro-Leipzig-Veröffentlichungen „Großzschocher-Windorf – Ein Leipziger Stadtteillexikon“ und „Großzschocher-Windorf – Ein Leipziger Ortsteil auf alten Ansichtskarten“.
Wir waren unlängst zufällig in der Gegend und wollten zunächst zu Netto, dann aber schien uns das Gebäude hinter dem Einkaufsmarkt um einiges interessanter. Siehe auch unseren Beitrag „Horns Erben, Horns Fabrik“ vom August 2012 …
(A.H.) Theodor Horn baute 1885 einen elektrischen Geschwindigkeitsmesser in eigener Konstruktion, 1889 erfand er ein mechanisches Tachometer. In den Leipziger Adressbüchern erscheint Dr. Theodor Horn 1888 und startet in der Südvorstadt im Hintergebäude der Elisenstraße 30 in der ersten Etage mit einer elektrotechnischen Werkstatt (Elisenstraße = heute Bernhard-Göring-Straße). 1890 erfolgt der Umzug in ein fünfgeschossiges Hintergebäude der Gutenbergstraße 5 in Reudnitz. Dort belegt die Firma Horn die dritte Etage. Die Spezialität der mechanischen Werkstatt sind Tachometer und elektrische Messinstrumente. Schon 1897 wurde der Betrieb um zwei Etagen erweitert, 1898 waren hier 40 Arbeitskräfte tätig.
Ein Jahr später muss aus Platzgründen der Umzug in die Großzschochersche Hauptstraße erfolgt sein, die spätere Dieskaustraße (ab 1929). Der Neubau dort – unser heutiger Lost Place – dürfte vor 1908 entstanden sein. Die Firma Horn stellte ihre Produkte 1900 auf der Weltausstellung in Paris aus, erhielt 1913 auf der Internationalen Baufachausstellung Leipzig einen Sächsischen Staatspreis und beschäftigte 1920 etwa 400 Mitarbeiter. Theodor Horn verstarb 1925.
Herzlichen Dank an Harald und Andreas!