(N.L.) Der Schriftsteller und Rechtswissenschaftler Guido Theodor Apel ist Namensgeber der Apelsteine, die vielerorts im Stadtgebiet zu finden sind. Wer war dieser Apel und welche Spuren sind heute von seinem Andenken an die Leipziger Völkerschlacht noch vorhanden? Theodor Apel wurde am 11. Mai 1811 in Leipzig als Sohn des Ratsherrn und Dichters August Apel geboren.
Er wuchs auf in einem wohlhabenden, aufgeschlossenen, geistig regen Umfeld. Im Geburtshaus Am Neumarkt 161 (im Zweiten Weltkrieg zerstört) befasste man sich mit Dichtkunst und Musik. Theodor besuchte zusammen mit Richard Wagner die Nikolaischule. Beide verband über die Schulzeit hinaus eine Freundschaft. Apel unterstützte Wagner später lange finanziell. Beide durchlebten die Völkerschlacht in der Stadt in den frühesten Kindertagen. Eine Flecktyphus-Epidemie nach der Schlacht nahm am 23. November 1813 Wagner den Vater.
1830-34 studierte Apel Rechtswissenschaften an den Universitäten Heidelberg und Leipzig. Das Studium schloss er mit der Promotion zum Dr. jur. ab. Er engagierte sich stark an der Universität Leipzig, trat dem Corps Saxonie Leipzig bei, schrieb aber weiterhin auch Dramen sowie lyrische und erzählende Gedichte. Ein verhängnisvoller Pferdesturz 1836 ließ ihn fast völlig erblinden. Theodor Apel besaß das von seinem Großvater Heinrich Friedrich Innocentius Apel erworbene Rittergut Ermlitz bei Schkeuditz, wo er auch lebte. Trotz seines Unfalls widmete er sich stadtgeschichtlichen Fragen und dem Andenken der Völkerschlacht in und um Leipzig. 1851 trat er dem Verein zur Feier des 19. October bei.
1861-64 ließ er aus eigenen Mitteln die sog. Apelsteine setzen, vorerst 44, sechs weitere sollten folgen, Erinnerungsmale an die Völkerschlacht anlässlich deren 50. Jahrestages. Dieser Markierung denkwürdiger Plätze war ein gründliches Studieren wichtiger Standorte der beteiligten Armeeeinheiten vorausgegangen. Apel ging es dabei keinesfalls um die Glorifizierung der kriegerischen Auseinandersetzungen. Er äußerte bereits 1863 den Wunsch, „daß auch unsere spätesten Enkel die Marksteine als die letzten besuchen mögen, die auf den schlachtberühmten Feldern Leipzigs die Kunde geben vom Kampf und Krieg, d. h. vom entsetzlichen Unheil, zu welchen die Menschen die ihnen von Gott gegebenen Kräfte gemissbraucht“ haben. (1)
Ambitioniert ersann Apel ein System zur Markierung und Kennzeichnung mittels ca. 1,50 m hoher Steinsäulen. In seinem 1863 verfassten „Führer auf die Schlachtfelder Leipzigs im Oktober 1813 und zu den Marksteinen“ schrieb er dazu: „Der Verfasser fühlte, wenn er das Schlachtfeld besuchte, das dringende Bedürfnis, die Einsicht in dasselbe sich zu erleichtern, daß er die Stellungen der Heerhaufen durch Steine bezeichnete, welche die Namen des Führers, der hier befehligte, die Anzahl seiner Truppen, den Namen der Schlacht, in welcher sie auftraten, die genaue Angabe der Himmelsgegenden und der Front enthielten.“ (2)
Apel ließ zwei Arten von Steinen anfertigen, Steine mit abgerundetem Kopf tragen den Großbuchstaben „N“, sie markieren die Stellungen napoleonischer Truppen (Franzosen und der auf ihrer Seite kämpfenden Polen und Sachsen). Ist der obere Abschluss pyramidenförmig, spitz und mit dem Großbuchstaben „V“ versehen, stehen sie für die verbündeten Truppen (Russen, Österreicher, Preußen, Schweden und Engländer).
„Will man anhand der in verschiedenen Steinen eingemeißelten Jahreszahlen die genaue Reihenfolge ihrer Aufstellung seit 1861 erkennen, wird man zu einem ungenauen Ergebnis kommen. Die Restaurierung bzw. Neuaufstellung mehrerer Steine hatte zur Folge, daß meist 1863 als Aufstellungsjahr erscheint oder das Jahr fehlt, obwohl dies von Apel ausdrücklich festgelegt worden war. Verbürgt ist, daß 12 Marksteine im Sommer 1861 ihren Platz auf dem Schlachtfeld von Wachau erhielten. Im September 1862 wurde das Schlachtfeld von Möckern und im Oktober das Gefecht bei Lindenau bezeichnet. Von April bis Juli 1863 folgten vorwiegend Steine, die den Ereignissen der Kämpfe des 18. Oktober, z.B. um Probstheida und Schönefeld, gewidmet sind. 1864 konnte Apel sein Vorhaben abschließen.“
Die Jahre gingen an den ursprünglich aus Sandstein gefertigten Steinen nicht spurlos vorüber, oftmals standen sie nun in geplanten Baugebieten der expandierenden Stadt und ihrer Vororte; einst auf Feld und Flur waren sie nun mancherorts schlicht im Wege. Im Zuge der Bebauung wurden einige etwas vom Originalplatz abweichend aufgestellt. Originalsteine blieben kaum erhalten. Bereits im 19. Jahrhundert hatte man damit begonnen, zahlreiche der Steine durch Kopien aus härterem Material zu ersetzen. Mitunter wurde dabei auch Größe und Form verändert. Es wurden Sockel oder Aufsätze ergänzt und/oder die Steine bei der Restaurierung umgearbeitet.
Auch wenn es heute meist „nur“ Kopien der einstigen Markierungssteine sind, hat Apel sich und den Leipzigern eine Vielzahl von Denkmalen gesetzt, die die Erinnerung an die Völkerschlacht und an ihn wachhalten. Von seinem Geburtshaus am Neumarkt ist leider nichts mehr übrig. An dieser Stelle befindet sich neben der Messehof-Passage nun eine Tafel, die an das Haus erinnert.
(1) Quelle: Karl-Heinz Kretzschmar, Beauftragter für Denkmalpflege, Beitrag auf www.bürgerverein-probstheida.de
(2) Quelle: Wikipedias Artikel über die Apelsteine
Für diesen Beitrag geht ein herzlicher Dank an Norbert!