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Wald, Mond, Sterne und Musik

Wald, Mond, Sterne und Musik

Im Vorfeld der kommenden beiden Slawischen Nächte, die am 4. und 5. Oktober erst in Leipzig (Moritzbastei) und dann in Dresden (Ostpol) stattfinden werden, haben wir uns mal wieder mit Henrietta und Bartek von der Organisationsbrigade unterhalten. Was gibt es Neues? Wer feiert mit? Und wie ist die Stimmung?

Ihr habt ein neues Logo. Wie kam es dazu und wer hat es entworfen?

Henrietta: Wir hatten schon seit langem die Idee, dass die Slawische Nacht ein gutes Logo braucht, das unverwechselbar und charakteristisch ist und irgendwie die Atmosphäre der Veranstaltung widerspiegelt. In einer freien Minute habe ich eine Skizze angefertigt, auf der Musiker mit verschiedenen Instrumenten in einer Waldlandschaft mit Mond und Sternen vor einer Karpatenhütte zu sehen waren. Zufällig sah eine Freundin unserer Kinder, Michelle Mazurenko, deren Eltern aus Russland kommen und die sich schon als Schülerin einen Namen als Designerin und Grafikerin (panpukinart) gemacht hat, die Zeichnung und bot uns an, ein Logo zu entwerfen.

„Die ganze Karpatenlandschaft muss weg, das ist zu viel für ein einprägsames Logo“, meinte sie. Als wir ihren ersten Entwurf sahen, waren wir begeistert und gleichzeitig sehr berührt von diesem liebevollen Design, das war noch schöner, als wir es uns vorgestellt hatten, irgendwie trifft es die Seele der Slawischen Nacht. Wir sind sehr glücklich mit dem neuen Logo und bekommen immer wieder positives Feedback.

Uns gefällt es auch sehr gut! Im Sommer habt Ihr polnische Festivals besucht. Welche waren das zum Beispiel und welche Anregung für die Slawischen Nächte konntet Ihr aus unserem Nachbarland mitbringen? 

Bartek: Diesen Sommer waren wir zum ersten Mal auf dem traditionsreichen Lemkowska-Watra-Festival in Zdynia im Karpatenvorland. Hier treffen sich die ruthenischen Lemken, eine ostslawische Bevölkerungsgruppe, die nach dem Zweiten Weltkrieg teilweise umgesiedelt wurde, um drei Tage lang ihre Musik, Sprache und Kultur zu feiern. Ganze Familien reisen hierzu aus ganz Europa, den USA und Australien an, drei Tage und Nächte gibt es rund um die Uhr Musik und Tanz von Folklore bis Rock.

Wir haben auch das zweitägige Punk-Festival Zdynia DIY besucht, das drei Wochen nach dem Watra-Festival auf dem gleichen großen Festival-Gelände mitten in den Bergen stattfand, hier gab es Folk-Punk, Ethno-Punk und Ethno-Metal. Weiterhin waren wir auf dem Beskid-Vibe-Festival in Uscie Gorlicke, auch im Karpatenvorland, hier gab es sieben verschiedene Musikgruppen an einem Tag und Klassik, Folklore, Punk, Ska und Metal.

Dann haben wir noch mehrere Festivals in kleinen Dörfern besucht, hier hörte man meist Folklore, oft aus der Tatra, und Disco-Polo. Wir waren beeindruckt, wie aufwendig und liebevoll auch diese kleinen Festivals organisiert waren, oft mit weitgereisten Musikgruppen, und welch großen Anklang sie bei der Bevölkerung fanden. Es war immer voll und die Musikfestivals gelten als wichtiger Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens.

Allgemein zur Atmosphäre: Besonders fiel uns die sehr familiäre Atmosphäre auf, es waren auf allen Festivals alle Generationen vom Kleinkind bis zu den Großeltern anwesend, die Stimmung war von der ersten Band an sehr ausgelassen, ganze Familien tanzten zu Folklore, aber auch zu Punk-Musik. Dann fiel uns die große Bandbreite der Stilrichtungen auf, so dass eigentlich immer für jeden Geschmack etwas dabei war.

Anregungen für die Slawische Nacht: Die eine oder andere Band hat uns sehr gut gefallen, die würden wir gern zur Slawischen Nacht einladen! Und so ein Slawisches Open-Air-Festival vom Nachmittag bis in die Nacht, das wäre schon eine tolle Sache. Naja, mal sehen, was die Zukunft bringt …

Was mich richtig gefreut hat: Wenn wir mit Leuten, Musikern, Künstlern ins Gespräch kamen und von unseren Slawischen Nächten erzählten, kam meist sofort die Frage: Wann macht ihr das mal in Polen? Zu so einer Party würden wir sofort kommen! Lustig ist auch, dass auf vielen Festivals die Leute alle zusammen „Hej Sokoly“ singen – so wie auf der Slawischen Nacht, und wir dachten immer, das ist unsere Leipziger Besonderheit. Aber irgendwie hat dieses Lied etwas Mitreißendes an sich, egal, ob man es in Polen oder Deutschland singt.

Außerdem kooperiert Ihr mit dem Utulek-Festival in Usti nad Labem. Der Auftritt von Vasilův Rubáš ist sicherlich eine Folge davon …

Henrietta: Vor mehreren Jahren lernten sich Vasilův Rubáš, die Ukrainiens und ein Mitorganisator des Utulek-Fests auf den Deutsch-Tschechischen Kulturtagen kennen. Daraufhin wurden die beiden Bands zum Utulek-Fest eingeladen. Und nun zur Slawischen Nacht, der Kontakt kam über die Ukrainiens zustande. Wir freuen uns sehr darüber, denn wir hatten schon sehr lange keine tschechischen Musiker auf unserer Bühne.

Was könnt Ihr über das Kollektiv Beskid Beats verraten, dass am 4. Oktober in der Moritzbastei mitfeiern wird?

Henrietta: Beskid Beats ist ein junges DJ-Kollektiv, und wie der Name schon sagt, spezialisieren sie sich auf Musik aus Südostpolen, der Karpatenregion, wo man polnische, ukrainische, lemkische und slowakische Musik hört sowie auch jiddische Lieder und Musik der Sinti und Roma. Aber Beskid Beats spielen natürlich auch Balkan-Hits oder polnische Disko. Das DJ-Kollektiv ist in Leipzig und Dresden mit dabei.

Aha, in beiden Städten! Am 5. Oktober geht es ja für Euch zum zweiten Mal nach Dresden, also muss das erste Mal ein Erfolg gewesen sein. Fahrt Ihr da alle zusammen mit dem Bus hin (wenn ein Bus überhaupt reicht)?

Bartek: Als wir vergangenes Jahr das erste Mal nach Dresden kamen, in die Chemiefabrik, war ich wirklich sehr erstaunt, wie viele Gäste kamen, das Lokal war komplett voll, am Eingang eine lange Schlange. Die Stimmung war großartig und die Leute haben auch unsere polnischen Lieder mitgesungen – wir wussten ja anfangs gar nicht, ob das mit dem gemeinschaftlichen Singen funktioniert. Es hat uns richtig Spaß gemacht, mit dem Dresdner Publikum zu singen.

Und nun sind wir im Ostpol und sehr gespannt darauf. Die Band Die Ukrainiens kommt ja aus Dresden und macht dort die Werbung, wir sind hier in Leipzig mit Plakatekleben beschäftigt. Wichtig ist auch, wir müssen unsere Kräfte gut einteilen, damit es für zwei aufeinanderfolgende Veranstaltungen reicht. Wir fahren mit drei PKWs nach Dresden, da müssen wir alle und die Instrumente reinpassen. Und auf der Reise proben wir sogar noch ein bisschen unsere Lieder …

Sämtliche hier gezeigten Fotos haben uns Henrietta und Bartek zur Verfügung gestellt. Herzlichen Dank!