Auf eine Weinlese in Möckern machte unser Facebook-Foto der Woche vom 03.10.2022 neugierig. Wir hatten das entsprechende Motiv vom Haus Friedrich-Bosse-Straße 42 abgebildet. Wohnte dort ein Weinhändler? „Ich habe mal nachgesehen“, meint unser Spezialist Andreas, „nur 1913 bis 1943, in diesem Zeitraum war es ein ganz normales Wohnhaus ohne gewerbliche oder sonstige Besonderheiten. Bis 1929 war das die Königstraße 55 in Wahren. Ab 1930 wurde sie zur Möckernschen Fuchs-Nordhoff-Straße hinzugezogen und mit der 42 neu nummeriert. Ab 1966 hieß die Adresse dann Friedrich-Bosse-Straße 42.“ Kein Hinweis auf Weinhandel oder Weinbau …
„Wussten Sie schon, dass es im Stadtgebiet von Leipzig drei Weinberge gibt?“, fragte Franziska Jenrich-Tran am 11.10.2018 auf der Internetseite des Stadtgeschichtlichen Museums unter der Überschrift „Neues Leben für den Schillerwein“ und führte aus: „Einer davon befindet sich im Garten des Schillerhauses in Gohlis. Der Begriff Weinberg ist freilich etwas irreführend. An der den Garten begrenzenden Hauswand sowie entlang einer Balkenanlage am Schillerweg sind mehrere Weinstöcke angepflanzt.“ Das wussten wir nicht und sind nun neugierig, wo sich die anderen beiden „Weinberge“ befinden.
Eventuell gehört der Weinstock am Markt dazu und „Der kleinste Weinberg Europas“ im Annalinde-Obstgarten in der Röckener Straße 38. Im Annalinde-Blog ist am 20.08.2019 zu erfahren: „Das wichtigste und schon lange notwendige Projekt war … die Befestigung unseres kleinen Berges am Eingang der Fläche … ringsherum (haben wir) den Hang auf zwei Stufen mit Trockenmäuerchen befestigt. Ins untere Stockwerk wurde Wein gepflanzt, der in ein paar Jahren an einer Pergola den Hügel als natürliches, essbares Dach beschatten soll.“
Beim Weitersuchen stießen wir auf die Weinberggärten (inkl. Gartenkneipe) und die Weinbergstraße in Leutzsch sowie eine Straße namens Weinberg in Rückmarsdorf. Die Namen lassen vermuten, dass in unserer Gegend Weinbau einst möglich gewesen ist. Das bestätigt ein Blick auf die Internetseite des Schlossvereins Taucha. Unter dem Punkt Historisches zum Weinberg lesen wir: „Spätestens mit Beginn des 16. Jahrhunderts hatte der Weinanbau auch in Taucha seine erste Aufbauphase. Die natürlichen Bedingungen der durch Eiszeitgeschiebe hinterlassenen Hügellandschaft mit einer gemischten Bodenstruktur schufen die Grundlage für den Rebenanbau.“ Am Störmthaler See sind übrigens heutzutage Hobbywinzer am Werk, siehe z.B. die L-IZ vom 06.07.2019.
siehe auch unseren Beitrag „Leipzig in Südafrika“ (März 2015)
Nachtrag am 14.11.2022: Wir haben das Stadtgeschichtliche Museum angeschrieben und Antwort von Franziska Jenrich-Tran bekommen: „Zwei weitere Stellen an denen im Stadtgebiet Weinanbau (in sehr geringem Maß) betrieben wird, sind am Markt das Restaurant Weinstock sowie die Alte Nikolaischule.“ Da lagen wir also zumindest in einem Falle schon richtig. Herzlichen Dank!
Nachtrag am 19.12.2023: „Welche symbolische Bedeutung hatten Weintrauben?“, fragten wir heute auf Facebook. Wir sehen sie nämlich immer mal wieder als Bauschmuck an Leipziger Häusern, zuletzt in der Forst- / Ecke Ernst-Mey-Straße. Unser Freund Norbert antwortete: „Im Allgemeinen können Trauben symbolisieren: Freude, Fruchtbarkeit, Überfluss, Geduld, Festlichkeiten und Heiterkeit.“ Danke, Norbert! Das ist ja eine Menge!