2001 erschien im Altenburger E. Reinhold Verlag das Buch „Das Jahrtausend Feld – Eine realisierte Utopie“. Die TLG (Treuhand) unterstützte das Expo-2000-Projekt der Schaubühne Lindenfels laut einer Anzeige darin „durch die Überlassung und Aufbereitung der Liegenschaft“. Auf dem Cover der Veröffentlichung bereiten zwei Pferde und ein Bauer die Erde für die Aussaat vor. Es wurde seinerzeit wahrhaftig gesät und geerntet.
Am 13. August 2017, um 10.30 Uhr, soll an Ort und Stelle über Man And Horses On Millenium Field informiert werden. Die Schaubühne erinnert mit dieser Stahlskulptur an ihre Aktion von vor 17 Jahren, an das erwähnte Bild, eine sich einprägende Fotografie von Thomas Schulze, und vor allem an die Geschichte des Geländes an Karl-Heine-Straße und -Kanal.
„Auf Empfehlung und mit Unterstützung des Leipziger Rechtsanwaltes und Industriellen Dr. Karl Heine gründet Rudolf Sack* im Mai (1863) einen Betrieb zur Herstellung von Geräten für den Ackerbau in Leipzig-Plagwitz“, beginnt die „Illustrierte Chronik des VEB Bodenbearbeitungsgeräte ‚Karl Marx‘ Leipzig“ aus dem Jahr 1988.
1867 erwirbt Sack das Grundstück. „Es liegt an der neuen Straße, jetzt Karl-Heine-Straße, in Höhe des geplanten Kanalbaues. Errichtet werden ein Wohnhaus, eine Schlosserei, die Schmiede und kurze Zeit später eine Eisengießerei.“
Der Betrieb produziert, exportiert und expandiert, benachbarte Flächen und Fabriken werden hinzugekauft, 1878 folgt der Anschluss an die Eisenbahn (der Bahnhof Plagwitz ist nah), 1888 wird in Kleinzschocher eine landwirtschaftliche Versuchsstation eingerichtet. „Sie dient vor allem der Erprobung neuer Maschinen und Geräte für den Ackerbau.“
Die Chronik enthält einen Plan von 1911, welcher zeigt, wo Sack begann und wie er sich über die Weißenfelser und Gießerstraße hinaus ausdehnte, ab 1881 auch auf das spätere Jahrtausendfeld Produktionsstätten stellen ließ und nicht lang darauf über die Aurelienstraße in den Aurelienbogen griff (bzw. taten das seine Nachfahren). Schulzes Fotos in der Altenburger Publikation dokumentieren Reste dieser verschwundenen Industriekultur.
Vom 1. Juli 1948 an hieß das ehemals Sacksche Unternehmen Leipziger Bodenbearbeitungsgeräte Volkseigener Betrieb, kurz BBG Leipzig, der Markenname seiner Erzeugnisse lautete „Fortschritt“, wie der vieler DDR-Landmaschinen Es gab Sportvereine gleichen Namens, hinter denen i.d.R. Landmaschinenbauer als Trägerbetriebe (= Sponsoren) standen, sowie vorn in der Karl-Heine-Straße, an der Einmündung der Kolbestraße, eine Gaststätte „Fortschritt“.
In den 1990er Jahren fallen die BBG-Hallen und im Februar 2000, so das Jahrtausendfeld-Buch, fällt die „letzte Ruine“, eine „als Altlast eingestufte Trafostation“. Künstler & Politiker erobern das Terrain, im August 2000 fahren sie die Ernte ein (was wiederum Politiker gern tun, vor allem rhetorisch). Wo Landmaschinen gebaut wurden, ist seitdem wieder Land, der Mann mit den Pferden macht es uns klar.
* auch Rudolph Sack geschrieben