Die Burg Stünz zeigten wir beim „Eckenraten“ (Teil 6) im Dezember 2018 und erfuhren dadurch einiges, was wir bis dahin nicht wussten. Der der Burg gegenüberliegende ehemalige Ratskeller Stünz (Karl-Härting- / Ecke Cunnersdorfer Straße) war bei uns im August 2018 ein Foto(-motiv) der Woche. Aus diesem Anlass entspann sich eine Diskussion, die uns ebenfalls Neues über Stünz vermittelte. Beide Diskussionen fassen wir hier zusammen und erhoffen uns davon weiteres Wissen.
Als wir die Burg abbildeten, schrieb Heiko: „Das Grundstück gehört meinem Kumpel.“ Woraufhin Sandra entgegnete: „Dann verrate mal, was das ist – ich frag mich immer, wenn ich daran vorbeifahre.“ Und Heiko verriet: „Es war ein Projekt von jemand anderem mit der Burg. Diese Burg sollte mobil unterwegs sein auf Schulhöfen und das Handwerk an die Kinder gebracht werden, da wir Nachwuchsprobleme haben. Leider ist nicht viel draus geworden. Wir haben paar Mal auf dem Grundstück einen Handwerkertag organisiert, um Kids zu zeigen, wie das ehrbare Handwerk funktioniert.“
Nun dankten wir Heiko für diese Informationen und erkundigten uns nach dem Burgenbauer. Er teilte mit: „Projektleiter und Ideengeber war Olav Petersen vom Sägewerkatelier.“ Außerdem fügte er an: „Wir als Leipziger Stadtgesellschaft der Vereinten Handwerksgesellen versuchen, den Kindern das Handwerk wieder näherzubringen.“ Schließlich ergänzte Ralf, dass die Burg auf der „Denkmal“ 2014 gestanden und dort eine Goldmedaille abbekommen hat.
Sprung in den August 2018: „In diesem Eckhaus in der Cunnersdorfer Straße befand sich der Ratskeller Stünz. Wir haben auch ein altes Foto davon und fragen uns bis heute: Wo stand das Stünzer Rathaus?“, posaunten wir in die Welt hinaus. Freya posaunte zurück: „Ich glaube, hier gab es kein Rathaus.“ Bernd bestätigte das: „Stünz ist immer von woanders aus verwaltet wurden. 1568 gab es für die Kohlgartendörfer eine Kapelle in Reudnitz und 1680 wird es nach Schönefeld gepfarrt, ab 1824 gehört es zum Kreisamt Leipzig – also nix mit einem Rathaus.“ Und er setzte hinzu: „Der Ratskeller war einfach nur gut mit Erhard und Hilde (?) als Wirtsleuten!“ Da hakte zuerst Thomas ein: „Später waren Petra und Herbert in der gemütlichen Kneipe.“ Und dann wir: „Bis wann existierte der Ratskeller Stünz?“ Bis Anfang der 90er, meinte Bernd.
Ein weiterer Thomas lieferte uns seine Recherche zu dem Eckhaus mit Gaststätte. „Ich kann es zurückverfolgen bis zur Eingemeindung 1910. Es ist die Cunnersdorfer Straße 32. Von 1910 bis 1934 war Karl Marks senior der Gastwirt. Ab 1935 waren Kurt und Else Dörwaldt die Pächter der Gastwirtschaft. Bis zum Krieg war das Lokal allerdings namenlos. Ab 1948 wird Heinz Dörwaldt als Gastwirt vom Ratskeller Stünz geführt. Das ist vermutlich der Sohn von Kurt und Else.“
Jetzt ging es um den Friedhof, den Gasthof Stünz und ganz zum Schluss noch einmal um das eventuelle Rathaus bzw. die Verwaltung von Stünz. Freya sagte: „Der Friedhof war, wenn man die Karl-Härting-Straße bis zum Park durchgeht, auf der linken Seite. Da sieht man aber nichts mehr davon.“ Thomas 1 gab einen Tipp: „Freya, wenn Du das Dickicht beziehungsweise die Hecke etwas frei machst, kannst Du hinten an der Mauer noch was entdecken.“ Enrico wollte wissen, wo sich der „legendäre“ Gasthof Stünz befand und ob es ihn noch gibt. Uwe konnte Auskunft geben: „Der legendäre Gasthof Stünz lag zwischen Zweenfurther und Rudolf-Renner-Straße (seit 2000 Julius-Krause-Straße) im Karree, leider ist alles weggerissen und neubebaut worden.“ Julius entdeckte in der Deutschen Fotothek 1997er Fotos vom alten Gasthof (Rudolf-Renner-Straße, Stefan Straube). Beeindruckend!
Zuguterletzt brachte Thomas 2 noch einmal Übersicht in die Rathaus-Stünz-Angelegenheit: „Vor der Eingemeindung von Stünz im Jahr 1910 saßen das Gemeindeamt und das Standesamt im Schulgebäude in der Zweenfurther Straße 21, damals Schulstraße 21. Nach der Eingemeindung war das Standesamt für Reudnitz, Anger-Crottendorf, Thonberg, Neureudnitz, Sellerhausen, Neusellerhausen, Volkmarsdorf, Neustadt, Neuschönefeld und Stünz im Rathaus zu Reudnitz in der Dresdner Straße 43 zu finden. Dieses Rathaus existiert nicht mehr, es stand gegenüber vom Stephaniplatz an der heutigen Reclamstraße, die früher Rathausstraße hieß. Für Steuerangelegenheiten gab es die Geschäftsstellen im Stötteritzer Rathaus (Holzhäuser Straße 65) und im Volkmarsdorfer Rathaus in der Kirchstraße 42 (heute Hermann-Liebmann- / Ecke Bogislawstraße). Für Stünz oder Sellerhausen ist nichts speziell vermerkt.“ Es gab hier also kein Rathaus, wie Freya schon vermutet hatte.
Tausend Dank an alle Mitwirkenden!
Weiteres Wissen erwarben wir dank einer FB-Bemerkung von Antje: „Ich bin auf der Suche nach Material zum Luftbad. Finde leider gar nichts dazu.“ Wir konnten erst einmal nicht helfen, aber ein Spezialist namens Thomas: „Antje, unter Luftbad Mölkau gibt es ein paar spärliche Informationen darüber. Es gibt das Buch ‚Leipzig geht baden‘, an das Buch selber komme ich nicht ran, aber in der Vorschau heißt es: Luftbad Mölkau. Standort: gegenüber dem Kleingartenverein ‚Pflaumenallee‘, eröffnet 1912. Das ist also die Südseite vom Stünzer Park. Über Google-Bildersuche findet sich auch eine Eintrittskarte für Kinder und Rentner ins Luftbad Mölkau für die Sommerbadezeit 1972 (kostete 3 Mark) … In den Adressbüchern ist es als ‚Städt. Licht- und Luftbad im Osten, Stünzer Park‘ zu finden.“
„Ganz lieben Dank“, antwortete Antje sowie: „Es ist mir völlig unverständlich, dass es so wenig darüber im Netz gibt. Das Luftbad wurde rege genutzt, ich war sogar noch 1991 mit dem Kindergarten dort vor Ort. Heute erinnert nichts mehr daran, sehr schade.“ Heike teilte Antjes Erinnerungen („Ja, ich war auch oft als Kind dort!“), während wir nach Thomas‘ Hinweis im richtigen Folianten blättern konnten und an alle Drei schrieben: „Antje, Heike und Thomas! Wir haben in das Buch Leipzig geht baden geguckt. Dem Luftbad Mölkau (1911-1996) ist darin eine Doppelseite mit Karte und mehreren Fotos gewidmet.“