„Im Rücken die Mäh, so wurde die Wollkämmerei respektlos auch genannt, gehe ich die Hauptschlagader, die Mockauer Straße, entlang. Am Friedrichshafener Platz*, eigentlich eine inoffizielle Bezeichnung der Kreuzung von Friedrichshafener und Mockauer Straße, geht’s weiter aus Neumockau heraus Richtung Altmockau, zum Wahrzeichen Mockauer Post. Dass die nach jahrzehntelangem Verfall wie Phönix (ein alter Mockauer Apothekenname) aus der Asche wiedererstand, schön wie nie, erfüllt mich mit Freude.
Weiter in die ehemalige Hauptstraße, seit langem aber Kieler Straße, vorbei an der 23. POS, nun Brockhaus-Gymnasium, wo wir im Keller freitags das Mockauer Wannenbad, erwärmt von der Schulheizung, nutzten. Heute undenkbar, zum Wannenbad außer Haus zu gehen. Der traurige Wasserturm, in den 70ern (?) seiner Krone beraubt, stand damals völlig allein auf weiter Flur, umgeben von Kleingärten und Feldern. Rechts das verfallene Rittergutsareal, die schön renovierte Stephanuskirche und schon geht’s am alten Kaupitzschgut rechts über die Mockauer Grenze, die Parthe, Richtung der alten Parthendörfer Plösen, Neutzsch und Cleuden, nun Thekla. Damit endet mein kleiner Gang durch Mockau.“
Danke, Reinhard, für diese persönlichen Zeilen! Wir haben den alten Mockauer unlängst in Thekla besucht. Er erzählte uns u.a., dass die Mockauer Post** schon immer der Mittelpunkt des Stadtteils gewesen sei. Unten im Gebäude befand sich die namensgebende Post mit Stehpult zum Kartenschreiben und Ausfüllen von Formularen, mit Schalterbetrieb und Ferngesprächskabine. Oben im Haus war der Doktor. Hinter der Kirche wiederum, im Rittergut, besuchte Reinhard einstmals den Hort …
Wir liefen die Mockauer Straße entlang, sahen an der Post neue Schilder und dass die Apotheke gleichen Namens dort einziehen wird. Dann bogen wir in die Kieler Straße ein, erfreuten uns an den Villen auf der rechten Seite und der Reihung kleiner Land- und größerer Stadthäuser. Die Nummer 43 schließlich gefiel uns in ihrem Jugendstil; „erbaut 1908 von A. & H. Ludwig“, lasen wir über der Tür. Auch die 39a sowie die 16/18 wirken, als stammten sie aus dieser blumigen Epoche. Die Liste der Kulturdenkmale in Mockau (Wikipedia) nennt die Jahreszahlen 1911 bzw. 1903 und ordnet das jüngere Haus dem Reformstil zu.
Gegenüber der Kartoffelkneipe, hinter der sich die alte Filmbühne Nord*** versteckt, wies uns ein Schild den Weg „Zur Kirschblüte“. Für einen Kaffee und eine rote Limo nahmen wir Platz vor dem Gartenlokal – freundlicher Wirt, gemütlicher Freisitz und auf der Karte standen vom Bauernfrühstück über die Sülze bis hin zum Steak mit Letscho die ganzen guten Gartenkneipenspeisen. Hier müssen wir noch einmal hin!
* siehe unseren Beitrag „Rote Front, gelbe Front“ (März 2013; die Gelbe Front ist mittlerweile nicht mehr gelb)
** siehe unseren Beitrag „Die Mockauer Post“ (Januar 2013) sowie „Das Mockauer Rathaus“ (Juni 2016)
*** siehe unseren Beitrag „Kommste mit ins Kino?“ (Dezember 2013)
Nachtrag zum Wasserturm: Dana schrieb uns: „… seinen Hut hat der Wasserturm erst nach der Wende verloren, während der Sanierung. Jahrelang stand er neben dem Turm und alle haben drauf gewartet, dass er wieder hoch kommt. Aber nix da. Eines Tages war er einfach weg.“ Danke, Dana!