Von 1985 bis 88 waren wir Lehrlinge für Offsetdruck und hatten uns regelmäßig in der Lehrwerkstatt in der Sternwartenstraße einzufinden. Recht schnell faszinierte uns deren ruinös-stimmungsvolle Umgebung.
Wir wähnten uns optisch in den „Abenteuern des Werner Holt“ und kletterten in diversen Abrisshäusern herum, allerdings kamen wir überall zu spät. Sämtliche interessanten Sachen waren bereits von flinkeren Eindringlingen weggeschleppt worden und bald verschwanden auch die fotogenen Altbauten, um neuen Platz zu machen. Immerhin hielten wir ein paar Erinnerungen auf Fotopapier fest.
Zum Beispiel das Weiß- und Wollwarengeschäft von F.M. Marx in der Sternwartenstraße oder die verbleichende Werbung für Felix Pfeifers Apparatebau und Kupferschmiede an einem von der Nürnberger Straße aus zu sehenden Giebel.
Die damalige Lindenstraße trägt seit 2001 den Namen An der Verfassungslinde in „Erinnerung an die Pflanzung der König-Anton-Linde, der Friedrich-August-Linde und der Konstitutionslinde, die am 19.08.1833 im Johannistal aus Anlass der Verkündung der Verfassung Sachsens im Jahre 1831 gepflanzt wurden“ (Quelle: Straßennamenverzeichnis auf leipzig.de).
Im Salomonstift, gelegen an der Riebeck- zwischen Ost- und Eilenburger Straße, tragen die Gebäude innen von links nach rechts betrachtet folgende Namen: Hedwig-, Holstein-, Julius-, Salomon-, Julien-, Seeburg- und Elisabeth-Haus.
Elisabeth Seeburg war die Frau von Moritz Seeburg, an den die Seeburgstraße erinnert; ihre Eltern hießen Julius und Julie Salomon, nach ihnen ist die Salomonstraße benannt (siehe dazu unseren Artikel „Holsteins Gruseloper ‚Haideschacht'“ vom April 2024).
Zum Thema passen auch unsere Beiträge „Volkmarsdorfer Ruinen 1987/88“ (Mai 2015) und „Leipzig-Bilder aus dem Jahr 1991“ (Juni 2021). Herzlichen Dank an Mitlehrling Norbert!
Nachtrag von Julius: F.M. Marx – Textilwr., Sternwartenstr. 55. Felix Pfeifer – Ingenieur, Kupferschmiede u. Apparatebau, Sternwartenstr. 43 / Wohn.: Möbiusstr. 11. Angaben von 1943. Danke!