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Leipziger Giebel II

Leipziger Giebel II

„Die Löffelfamilie ist perfekter Werbetrash aus Neonlicht“, meint die Broschüre „Verborgenes Leipzig – Tipps abseits bekannter Wege“*, bis auf das Wort Trash sind wir mit der Aussage einverstanden. Und dank der Löffelfamilie dürfte der Feinkost-Giebel in der Karl-Liebknecht-Straße der bekannteste unserer Stadt sein. Ihr könnt gegenüber im bzw. vorm Big Easy oder Orange sitzen und den Vieren beim Essen der Suppe zugucken.

Ihr könnt aber auch zum Bauspielplatz in der Klingenstraße nahe des Plagwitzer Bahnhofs fahren und die Grenzenlose Freiheit genießen. Wir sehen, Giebelinschriften regen zum Teil an und machen manchmal sogar auf Geschichte(n) aufmerksam – wie der, an dem Körting & Mathiesen steht, in der hinteren Georg-Schwarz-Straße. Das Unternehmen war ab 1893 in Leutzsch beheimatet und hieß zu DDR-Zeiten VEB Leuchtenbau. Es gibt die aufschlussreiche Internetseite www.kandemlampen.de dazu, voller Fakten und Fotografien (oben rechts auf K&M klicken), außerdem eine Mathiesenstraße, ebenfalls in Leutzsch.

Weniger historisch verhält sich die Angelegenheit zwei Ecken weiter: Die Härterei und Qualitätsmanagement GmbH (HQM) in der Ludwig-Hupfeld-Straße zeigt eine ganz normal-informative Gewerbegebietsgiebelgestaltung. 1993 gegründet, arbeitet der Betrieb u.a. für VW und BMW (www.hqm-gmbh.de). Da geht die Wohnungsgenossenschaft Lipsia (= Leipzig; seit 1954 aktiv) emotionaler ans Werk und illustriert ihre Wände, z.B. in Zentrum-West und Grünau, mit dem recht niedlichen Maskottchen Lipsi (www.wg-lipsia.de).

Apropos Maskottchen: Max Laube, der sehr gut wiedererkennbare Chefbegrüßer, Kartenabreißer und Platzanweiser des Krystallpalast-Varietés guckt u.a. riesengroß von einer CG-Immobilie in der Prager Straße – und zwar mindestens solange, bis die fertig um- und ausgebaut sowie verkauft oder vermietet worden ist.

Werbung am Giebel findet sich ebenso in der Ranftschen Gasse und fast daneben in der Ludwig-Erhard-Straße (verlängerter Gerichtsweg), dort lesen wir Buchbinder, wissen allerdings, dass es sich hier in der Nähe des ehemaligen Grafischen Viertels nicht im eigentlichen Sinne um die Berufsbezeichnung handelt, sondern vielmehr um eine Autovermietung.

Was haben wir noch? Ineinander greifende Graffiti-Hände in der Arthur-Hoffmann-Straße, fast am Bayrischen Bahnhof, einen Haustürenhändler (Biffar) in der Harkortstraße, fast am Reichsgericht, sowie einen dörflich anmutenden Giebel in der Slevogt- / Ecke Friedrich-Bosse-Straße, fast am Straßenbahnhof Möckern.

* siehe auch unseren Beitrag „Leipziger Wundertüte“, Februar 2014

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